Zur Geschichte des Hamburger Aufstandes 1923: Fünftes Kapitel

FÜNFTES KAPITEL

Der erste Tag des Aufstandes

Der Morgen graute, als sich die Stoßtrupps kurz vor 5 Uhr auf den Stellplätzen sammelten. Fast unbewaffnet traten sie zum Handstreich gegen waffenstarrende Feinde an. Ob solcher Kühnheit sank nun manchem doch der Mut; einige blieben zurück.1 Aber die übergroße Mehrheit des Ordnerdienstes ließ sich nicht beirren. Sie handelte, wie es die Kampfleitung befohlen hatte. Punkt 5 Uhr stürmten die Kampfgruppen die Polizeiwachen.

Eine dieser Kampfgruppen stieß vom Personenbahnhof Barmbeck gegen die Barmbecker Polizeiwache 23 vor. Ohne einen Schuß abzufeuern, stürmte der Führer mit der etwa acht Mann starken Gruppe in die Wache. Sein großer Colt verschaffte ihm sofort Respekt; die Beamten rissen die Hände hoch und ergaben sich. Sie wurden schnell entwaffnet, aber nicht, wie befohlen, eingesperrt, sondern nach Hause geschickt. Was solche Großmut im bewaffneten Kampf einbringt, zeigte sich bald. Zunächst durchsuchten die Arbeiter noch unbehindert die Wache nach Waffen und eilten wieder auf die Straße. Der erste Erfolg beflügelte ihren Mut. In ihrer Eile übersahen sie jedoch, daß die Polizisten mehrere überzählige Gewehre hinter einer Tür versteckt hatten.2 Auf dem Wege zum Bahnhof stieß der Stoßtrupp mit zwei Revierwachtmeistern zusammen. Die Aufständischen gaben zwei Schüsse auf die Beamten ab. Nach diesem Signal warfen sich OD-Männer auf die Polizisten und entrissen ihnen im Handgemenge die Waffen. Einer der Beamten kam dabei ums Leben, der andere wurde gefangengesetzt.3

Mittlerweile hatte ein anderer Teil der Gruppe die Barmbecker Polizeiwache 32 erreicht. Einem Revierwachtmeister der die Wache mit Drahtverhau sicherte, gelang es zwar noch, den Wachhabenden zu alarmieren, aber das nützte schon nichts mehr. Ehe dieser noch seinen Alarmruf an die Polizeizentrale beenden konnte, standen schon bewaffnete Arbeiter in der Wache, schlugen ihm den Apparat aus der Hand, griffen nach den Waffen der mutlos gewordenen Wachmannschaft, zerrten aus Pulten und Schränken Gewehre und Gummiknüppel hervor.4

Der Polizeiwache 50 in der Flurstraße bereitete der Ordnerdienst das gleiche Schicksal; eine weitere Wache überrannte er in Bramfeld am Rathaus. Im benachbarten Hellbrook überrumpelte er ebenfalls eine kleine Wache.5 Aber der wichtigste Barmbecker Polizeistützpunkt, die Doppelwache 46 in der von Essenstraße, entging ihm durch undiszipliniertes Verhalten eines Truppführers. Auch hier hatte sich schon ein Stoßtrupp widerstandslos Zutritt zur Wache verschafft und bereits mit der Entwaffnung erschreckter Beamter begonnen, als ein draußenstehender Truppführer, statt, wie vorgesehen, durch den zweiten Eingang in die Wache einzudringen, durch die Fenster in die Räume feuerte. Das Resultat war plötzliche Verwirrung. Ein Teil der Wachbesatzung: griff schnell zur Waffe, lief auf die Straße und eröffnete das Feuer. Die Stoßtruppler mußten die Wache verlassen und sich in die umliegenden Häuser zurückziehen.6 Ein ähnlicher Mißerfolg ereilte den Trupp, der die Polizeiwache 33 in der Oberaltenallee stürmte.

Im Nordwesten des Oberdistrikts B pirschten sich Stoßtruppler einzeln an die Polizeiwache 41 am Winterhuder Marktplatz heran und stürmten dann auf ein Zeichen geschlossen in die Wache. Die Beamten, starr vor Schreck, vergaßen alle Gegenwehr. Die Aufständischen nahmen ihnen die Waffen, stellten die Polizisten unter die Bewachung eines Postens und eilten wieder auf die Straße, um alle zum Dienst gehenden Polizisten zu entwaffnen. Auch Wohnungen wurden nach Waffen durchsucht. Danach wurden die Winterhuder Alsterbrücke und die Krugkoppelbrücke besetzt und anschließend alle entbehrlichen Kräfte nach Barmbeck geschickt.7

Diese Männer unternahmen unterwegs einen weiteren Handstreich. Vereint mit einer Nachbargruppe, griffen sie um 6 Uhr 30 auf dem Wege nach Barmbeck die Polizeiwache 43 in der Humboldtstraße an. Jedoch hier hatte man sich, gewarnt von der Polizeizentrale, inzwischen gut zur Verteidigung vorbereitet. Die Besatzung war sofort verstärkt und mit Gewehren ausgerüstet worden. Kaum hatte der Angriff der Arbeiter begonnen, gingen die Polizisten zum Gegenangriff über. Das Gefecht verlagerte sich auf die Straße, wo die Polizei mit ihrer überlegenen Feuerstärke die angreifende Kampfgruppe langsam zurückdrängte.8

Ein ebensolches Ende fand der Angriff auf die Polizeiwache 22 in der Heinrich-Hertz-Straße. Die Arbeiter, die um 5 Uhr dort anrückten, wurden vorzeitig entdeckt. Einer der Horchposten der Polizei löste Alarm aus. Das Licht in der Wache verlöschte. Sogleich prasselte aus dem ersten Stockwerk Gewehrfeuer auf die Angreifer. Auch hier erzwangen das Fehlen des Überraschungsmoments und eine zu schwache Bewaffnung den Rückzug.9 Nicht lange danach befahl der Leiter des Oberdistrikts B, den Kampf um diese Wachen abzubrechen. Die Stoßtrupps sollten nach Barmbeck ziehen.10

Erfolgreicher verlief der Sturm im östlichen Teil des Oberdistrikts B. Vom Mühlenteich aus marschierte ein Stoßtrupp trotz des Ausbleibens der zugesagten Barmbecker Verstärkung kurz vor 5 Uhr gegen die Wandsbeker Polizeiwache in der Lengerckestraße. Vor der Wache angekommen, klingelte man einen Wachtmeister heraus. Er solle, forderte der Stoßtruppführer, den Arbeitern alle Waffen ausliefern. Der Beamte weigerte sich. Doch schon hatten die Arbeiter ihn an der Brust gepackt und in den Wachraum geschoben. Ehe die verdutzten Beamten überhaupt begriffen, was geschah, waren sie überwältigt und entwaffnet. Dann zog die Kampfgruppe, einige Posten zurücklassend, mit den Gefangenen nach Barmbeck.11

Ein anderer Stoßtrupp überrumpelte eine weitere Wandsbeker Wache. Nur eine waffenlose Gruppe von etwa 50 Arbeitern, die sich, offenbar in Unkenntnis des veränderten taktischen Planes, vor der Wandsbeker Kaserne versammelt hatte, zog unverrichteterdinge von dannen. Die ursprünglich zugesagte bewaffnete Verstärkung war ausgeblieben, und ohne eine einzige Waffe wagte man verständlicherweise nicht, eine mit 600 Mann belegte Polizeikaserne anzugreifen.12

Zur gleichen Zeit stürmten die Kampfgruppen des benachbarten OD-Oberdistrikts. Kurz vor 5 Uhr sammelte ein Speditionsarbeiter seinen Stoßtrupp zum Angriff auf die Polizeiwache 26 in der Burgstraße. Ein ungeladener Revolver, erinnert sich dieser Arbeiter, war die einzige Waffe des Trupps. Schon von weitem bemerkte er den Horchposten vor der Wache. Der Stoßtruppführer befahl Halt. Dann ging er, ein Hüne, gemächlich auf den Posten zu, stellte sich vor ihn hin und fragte, wie spät es sei. Während der Posten seine Uhr herauskramte, wurden ihm plötzlich Mund und Arme zusammengepreßt. Es sei Generalstreik, erklärte der Hüne dem überrumpelten Posten, er habe sich ruhig zu verhalten und mitzukommen. Der Stoßtruppführer packte ihn beim Kragen, schob den Polizisten zum Sammelplatz des Stoßtrupps. Darauf ging der Speditionsarbeiter, einen Doppelposten zurücklassend, mit 5 Mann noch einmal gegen die Wache vor. Er öffnete die Tür des Wachraumes, sprang über die Barriere und setzte dem wachhabenden Wachtmeister die Mündung des ungeladenen Revolvers auf die Brust. Die Macht befinde sich in den Händen des Proletariats, es werde die Arbeiterregierung errichtet, der Beamte müsse seine Waffe übergeben. Aber der Polizist weigerte sich noch. Erst nach der dritten Aufforderung ließ er die Waffe fallen. Der Stoßtruppführer ergriff sie sofort und stürmte nun mit dem Stoßtrupp in den Aufenthaltsraum der Wachbereitschaft, wo den verstörten Beamten die Waffen entrissen wurden. Die Polizisten wurden in die Arrestzellen gesperrt und die Gewehre aus den Schränken geholt. So bewaffnet, verteilten sich die Mitglieder des Stoßtrupps in den umliegenden Straßen. Der Stoßtruppführer bewachte die Gefangenen.

Dem wachhabenden Wachtmeister war es während der Überrumpelung gelungen, ein Alarmsignal an ein Überfallkommando auszulösen. Einige Zeit nach der Erstürmung entspann sich ganz in der Nähe der Wache eine Schießerei. Bald lag die Wache unter Beschuß. Sie verwandelte sich für den Stoßtruppführer in eine Falle. Doch er dachte nicht daran zu kapitulieren. Am Tage des bewaffneten Kampfes für die Errichtung eines deutschen Arbeiter- und Bauernstaates wollte er so lange und so erfolgreich wie möglich kämpfen. Er entschloß sich zum Ausbruch. Schon in der Tür traf ihn der erste Schuß in den rechten Arm. Aber noch fühlte er Kraft. Einen angreifenden Polizisten warf er im Nahkampf zu Boden, den zweiten schleuderte er gegen die Wand. Neue Polizisten stellten sich ihm entgegen, Schüsse trafen ihn in Bauch und Unterschenkel. Der Speditionsarbeiter kämpfte weiter; doch was er erstrebte, konnte er nicht mehr erreichen. Eine Kugel traf den Hünen am Kopf und warf ihn zu Boden. Erst jetzt gelang es den Polizisten, des fünffach Verwundeten Herr zu werden.13 Mit Furcht und Staunen mußten sie erkennen, daß Proletarier wie Löwen kämpfen, wenn es um die Befreiung der Arbeiterklasse geht.

Ein Stoßtrupp, der im Stadtteil Hamm operierte, bog gegen 5 Uhr im Laufschritt in den Borstelmannsweg, um die Polizeiwache 45 zu überrumpeln. Die Arbeiter schossen auf den Horchposten und drangen zugleich in die Wache ein. Auch hier blieb den Polizisten keine Zeit zum Widerstand; einige von ihnen entflohen durch die Hinterfenster der Wache. Der Trupp rüstete sich mit den vorgefundenen Waffen aus und besetzte die umliegenden Straßen. Jeder, der verdächtig erschien, wurde angehalten und nach Waffen durchsucht; zwei Jägern nahm man je ein Gewehr und eine Pistole ab.14

Des weiteren wurde in diesem Oberdistrikt noch die Polizeiwache 28 von einem Stoßtrupp bezwungen. Die Eroberung der Wache spielte sich so ab: Nachdem der Trupp den Anmarschweg durch Doppelposten abgeriegelt hatte, um Überraschungen vorzubeugen, näherten sich die Aufständischen in Abständen der Wache. Eine Arbeiterfrau ging ihnen voran; sie blieb vor der Anschlagtafel der Wache stehen und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit des Horchpostens auf sich. Die Männer gingen vorbei, kehrten plötzlich um, entrissen dem Posten die Waffe und drängten sich an ihm vorbei in die Wache. Mit der soeben eroberten Pistole lief der Stoßtruppführer in den Wachraum, erblickte nach Waffen greifende Polizisten und feuerte einen Schuß ab. Die Schrecksekunde nutzend, entwanden die Aufständischen den Polizisten die Waffen und holten die Gewehre aus den Schränken. Die Beute war groß, man zählte 40 Gewehre, eine große Anzahl von Revolvern und die dazugehörige Munition. Die Arbeiter bewaffneten sich und besetzten die umliegenden Straßen. Der Stoßtruppführer, der zur Bewachung der Gefangenen in der Wache blieb, sperrte jedoch die Beamten nicht in die Arrestzellen. Dieses allzu großmütige Verhalten rächte sich sofort. In einem unbewachten Augenblick löste auch hier ein Polizist einen telegrafischen Hilferuf aus. Bald darauf erschien ein Polizeikommando, der Stoßtruppführer ergab sich kampflos, aber der Stoßtrupp auf der Straße kämpfte weiter.15

Auch die Radfahrwache der kasernierten Ordnungspolizei in der Mittelstraße widerstand dem Ansturm nicht. Diese grünuniformierten Polizisten, die man besonders für den Bürgerkrieg gedrillt hatte, zeigten sich dem plötzlichen Angriff eines schwach bewaffneten Arbeitertrupps ebensowenig gewachsen wie ihre blauuniformierten Kollegen vom Aufsichtsdienst. Sie fanden ebenfalls keine Zeit zur Gegenwehr. Ihre Waffen fielen in die Hände der Arbeiter, die alle Beamten, den Horchposten ausgenommen, in die Arrestzellen sperrten; der Horchposten wurde, sicherlich aus Gutmütigkeit, mit Zivilkleidung ausgestattet und freigelassen.16

Hier ist einzuschalten, daß sich besonders die Kampfgruppen dieses OD-Oberdistrikts gegenüber überrumpelten Gegnern sehr sorglos und leichtfertig verhielten. Ein besonders krasses Beispiel dafür lieferte ein Mitglied der Hamburger Stadtleitung. Als ihm am Morgen in dieser Gegend ein Polizeioffizier in die Arme lief, entwaffnete er ihn, bemühte sich, den abgenommenen Säbel zu zerbrechen und ließ den Offizier laufen.17 In der Stunde des bewaffneten Klassenkampfes jedoch hätten die Aufständischen vor allem gegenüber den Führern der Bürgerkriegsgarden die strengsten revolutionären Maßnahmen anwenden müssen.

Der OD-Stoßtrupp, der um 5 Uhr im Stadtteil St. Georg die Polizeiwache 4 angriff, wählte von allen möglichen Überfallarten die ungeeignetste. Er zog gemeinsam mit etwa 100 Demonstranten zur Wache, beschoß sie erst eine Zeitlang und verscherzte sich so das notwendige Moment der Überraschung. Der Verzicht der Angreifer auf einen Handstreich gestattete es der Besatzung der Polizeiwache, ihre überlegene Feuerkraft gegen die Demonstration einzusetzen. Die Arbeiter mußten sich zurückziehen. Sogleich verfolgte die Polizei die Blutspuren eines Verwundeten, den Arbeiter in ein Haus geschafft hatten. Der verwundete Demonstrant wurde verhaftet.18 Ein ähnliches Ende fanden die Angriffe einiger Kampfgruppen auf die Polizeiwachen 36 und 39.19

Nur wer kühn und findig an die schwierige Aufgabe der Erstürmung einer Polizeiwache heranging, hatte Erfolg. Wie die Mehrzahl der Hamburger OD-Kampfgruppen, so demonstrierte auch der Stoßtrupp, der die Polizeiwache 27 angriff, daß es im bewaffneten Aufstand vor allem auf Kühnheit ankommt. Dieser Stoßtrupp, dem besonders viele junge Arbeiter angehörten, hatte ein Wachlokal zu überrumpeln, dessen Eingang durch zwei Horchposten gesichert wurde. Zehn Mann des Stoßtrupps schlichen sich im Schutze eines langsam fahrenden Straßenbahnwagens unbemerkt bis an die Polizeiwache heran, brachen plötzlich hinter der weiterfahrenden Deckung hervor und stürzten sich auf die Posten. Der Schreck verschlug den Posten Denken und Sprache; kein Laut entrang sich ihren Kehlen, kein Schuß fiel aus ihren Waffen. Währenddessen stürzte aus einer Seitenstraße eine andere Arbeitergruppe in die Wache, nahm den Beamten die Pistolen, zerbrach die Pulte und Schränke, suchte aber vorerst vergeblich nach Gewehren. Die gewarnte Wachmannschaft hatte, wie in manchen anderen der bereits genannten Wachen, ihre Gewehre hinter Schränken versteckt. Diese Methode bewährte sich aber nicht lange. Gegen 6 Uhr durchsuchte der Stoßtrupp noch einmal die Wache, rückte die Schränke beiseite und holte die Gewehre hervor. Die Telefon- und Telegrafenapparate wurden besetzt, die Wache wurde mit Ackerwagen und anderen Geräten verbarrikadiert und mit einigen Posten besetzt. Die Mehrzahl der Wachenstürmer zog mit den eroberten Waffen nach Schiffbek.20

In den preußischen Gemeinden Schiffbek, Oejendorf und Kirchsteinbek, die dicht bei Hamburg liegen, schlug der Ordnerdienst ebenfalls gegen 5 Uhr los. Vor Beginn der Aktion hatten sich Schiffbeker KPD-Funktionäre in der Wohnung des militärischen Leiters Fritz Schulze versammelt. Heute, so rief dieser ihnen begeistert zu, breche in ganz Deutschland der Generalstreik aus. Das sei bei der gegebenen Lage gleich Generalaufstand. Die bestehende Regierung werde gewaltsam beseitigt und eine Arbeiterregierung errichtet. Auch in Schiffbek müßten die Arbeiter die Macht erobern. Es gelte, zunächst die Polizei zu entwaffnen und gefangenzunehmen und die öffentlichen Gebäude zu besetzen. Nach dieser Zusammenkunft begannen in Schiffbek die bewaffneten Kämpfe. Kampfgruppen überrannten die Schiffbeker Wache, sperrten Polizisten und reaktionäre VSPD-Führer ein und durchsuchten die Wohnungen bürgerlicher Elemente nach Waffen. Viele Anhänger und Helfershelfer der Kapitalisten hatten bereits vorher ihre Waffen im Gemeindehaus in Verwahrung gegeben; aber die Arbeiter fanden auch dieses Versteck. Nur in der Schule gab es kurzen Widerstand. Der Rektor, der angeblich die OD-Kampfgruppe für einen Teil der Einwohnerwehr hielt, warf ihr zwar aus dem Fenster den Türschlüssel zu, aber der Schuldiener beschoß die eindringenden Arbeiter; er wurde in seiner Wohnung überwältigt. Das Postamt wurde ebenfalls besetzt.21

Einige Zeit später zog ein Schiffbeker Stoßtrupp nach dem benachbarten Billbrook. Die Polizeiwache, die hier stationiert war, hatte infolge der Überrumpelung der Nachbarwachen die Verbindung mit den übergeordneten Dienststellen verloren. Auf sich gestellt, kapitulierte die Wachmannschaft widerstandslos. Sie übergab dem Stoßtrupp ihre Waffen.22

So brach in den ersten Morgenstunden des 23. Oktober in den Hamburger Vororten, von Billbrook über Barmbeck bis Winterhude, der bewaffnete Sturm gegen die Bourgeoisie los. Dieser Einschließungsring, den die Kampfleitung taktisch vorbildlich geplant hatte und die Kampfgruppen zum großen Teil kühn verwirklichten, fand auch im Norden und Nordwesten an einigen Punkten seine Fortsetzung.

Die Hummelsbütteler Kampfgruppe hatte sich mit den Langenhorner OD-Mitgliedern vereinigt und im gemeinsamen Sturmangriff die Langenhorner Polizeiwache genommen. Aber die Beute war gering; es fanden sich nur Pistolen. Danach kehrten die Hummelsbütteler wieder in ihren Wohnort zurück, verteilten die Waffen, sperrten die Chaussee mit Draht und durchsuchten jedes Auto, das durchfuhr, nach Waffen.23

In Eimsbüttel setzten kurz vor 5 Uhr bewaffnete Arbeiter zum Sturm auf die Polizeiwache 42 an. Doch bevor sie die Wache erreichten, stießen sie auf eine Polizeistreife. Sofort stürzten sich je drei Arbeiter auf je einen Polizisten, packten sie von vorn und von den Seiten und forderten sofortige Waffenstreckung. Jedoch die Beamten wehrten sich. Ein Polizist kam im Handgemenge ums Leben. Der Sturm auf die Wache vollzog sich, wie ein Teilnehmer später in der „Hamburger Volkszeitung“ berichtete, wie folgt: Die Straßenlaternen verlöschten, Stoßtrupps rückten von zwei Seiten gegen die Wache vor. Eine dunkle Gestalt vor dem Eingang bemerkend, eröffnete der Ordnerdienst erneut das Feuer. In der Wache klirrte und lärmte es eine Weile. Fast zur gleichen Zeit trafen OD-Gruppen aus Lokstedt und Stellingen als Verstärkung ein. Es werde nicht mehr geschossen, rief ein Arbeiter in die Wache, man solle herauskommen und sich ergeben. Aber es kam keine Antwort. Wieder eröffnete der Stoßtrupp das Feuer, eine Eierhandgranate flog in die Wache. Das Licht verlöschte. Nach einigen Minuten ging der Stoßtrupp langsam vor und leuchtete in den Wachraum. Kein Polizist war zu sehen, nur ein Gewirr von Stühlen, Säbeln, Pistolen und Tschakos. Die Angreifer drangen in die Wache ein. Licht flammte auf. Auf der Treppe, die zu den oberen Diensträumen führte, standen schreckensbleiche Polizisten mit erhobenen Armen. „Nicht schießen“, stammelten sie, „wir haben genug!“ Ob es in ganz Deutschland losgegangen sei, fragten sie schließlich. Die Arbeiter bejahten. Da hörte man Polizisten „Gott sei Dank, endlich!“ sagen.24 Hier zeigte sich am deutlichsten, daß die Beamten des Aufsichtsdienstes, die fast alle verheiratet waren, bereits schwankten. Das gab den Arbeitern große Möglichkeiten für einen erfolgreichen Kampf um die Ordnungspolizei; es hätte jetzt gegolten, den rücksichtslosen Kampf der gesamten werktätigen Bevölkerung gegen die Polizeioffiziere zu organisieren, um die Schwankenden von diesen geschworenen Feinden der Arbeiterklasse zu lösen und sie zu neutralisieren.

Beim Sturm auf die Polizeiwache 20 in Eppendorf machten die Aufständischen denselben Fehler, der auch in St. Georg den Erfolg vereitelte. Auch hier beschossen die Stoßtruppler zunächst aus einiger Entfernung die Wache. Niemand von ihnen ahnte, daß diese Wache im Gegensatz zu allen bisher genannten Wachen nur mit zwei Polizisten besetzt war. Ein Beamter verließ den Wachraum, versteckte sich im Vorgarten hinter einem Busch und eröffnete ein Pistolenschnellfeuer. Die Angreifer zogen sich zurück, um Verstärkung zu holen. Aber die Polizei blieb inzwischen auch nicht untätig. Sie verstärkte die Besatzung sogleich um 15 Mann, die mit Gewehren ausgerüstet wurden. Als die Arbeiter einige Zeit später in größerer Anzahl zum Sturme gegen die Wache vorrückten, schwärmte die Wachmannschaft sofort zum Gefecht aus und zerstreute die Angreifer.25

Schwankungen in den Reihen leitender OD-Funktionäre vereitelten im OD-Oberdistrikt Altona den Erfolg beim Wachensturm. Statt, wie in den anderen Oberdistrikten, zwei bis drei Kampfgruppen gegen eine Polizeiwache einzusetzen, befahl hier der Oberdistriktleiter, auf jede Wache mindestens 50 bis 60 Mann zu konzentrieren. Durch Diskussionen über Zweck- oder Unzweckmäßigkeit eines Handstreichs auf Polizeiwachen trugen Distriktleiter Unsicherheit in die Reihen des Altonaer Ordnerdienstes. Von allen eingesetzten Stoßtrupps gelang es nur einem, an eine Wache heranzukommen. Dieser, der Ottenser OD-Trupp, stieß unmittelbar vor der Wache auf einen Polizeileutnant und fünf Polizisten, die gerade zur Wachablösung kamen. Die Aufständischen stürzten sich auf die Beamten und nahmen sie gefangen. Doch kaum war die Ablösung entwaffnet, nahte schon ein Polizeiauto mit neuer Verstärkung; die Polizisten schwärmten sofort gegen die Kampfgruppe zum Gefecht aus. In Altona müssen Verräter dem Polizeipräsidium sogar den genauen Angriffsplan ausgeliefert haben, denn alle anderen Stoßtrupps wurden bereits beim Anmarsch auf die Wachen von großen Polizeiverbänden abgefangen. Die Hauptursache dafür, daß es der Polizei so schnell gelang, die Altonaer OD-Mitglieder zu zerstreuen oder zu verhaften, war jedoch nicht so sehr der Verrat, sondern der unter den Stoßtrupplern verbreitete Unglaube an die Möglichkeit eines erfolgreichen Wachensturms.26

Aber trotz dieser und anderer Mißerfolge kann zusammenfassend festgestellt werden, daß die fast unbewaffneten Kampfgruppen der Arbeiter mit dem Handstreich gegen die Polizeiwachen der Vororte einen glänzenden Sieg errungen haben. Wie sich aus den bisher vorliegenden Quellen ergibt, griffen sie in den Morgenstunden des 23. Oktober 26 Wachen an. Die Besatzungen von 17 Wachen wurden überrumpelt und entwaffnet. Das war eine gute Basis für einen weiteren erfolgreichen Verlauf des begonnenen Aufstandes.

Noch während die OD-Stoßtrupps die Wachen stürmten, gingen Mitglieder der Kommunistischen Partei, die man nicht für den Wachensturm hatte einsetzen können, auf die Straßen, um zu agitieren und zu demonstrieren. Das entsprach einem Befehl, den die KPD-Stadtleitung herausgegeben hatte.27 Ernst Thälmann und seine Mitarbeiter hatten erkannt, daß der bewaffnete Kampf von Anfang an mit einem verstärkten politischen Kampf zur Gewinnung der Massen verknüpft werden muß. Der große Sieg der Wachenstürmer schuf die wesentlichste Voraussetzung für eine erfolgreiche Agitation. Nun kam alles darauf an, die Werktätigen mit diesen Erfolgen bekannt zu machen. Die Stadtleitung der Partei und auch die Führer einzelner Kampfgruppen schickten viele Genossen, die wegen noch immer nicht ausreichender Waffen nicht im bewaffneten Kampf eingesetzt werden konnten, zu den Stadtbahnhöfen, Straßenbahnhaltestellen und Betrieben. In den Vororten hielten Agitatoren die Züge der Straßen-, Stadt- und Vorortbahn an. Es sei Generalstreik, riefen sie den Fahrgästen zu, sie sollten aussteigen. Wo sich Zugführer weigerten, den Verkehr einzustellen, hinderte man sie mit Gewalt am Weiterfahren. So gelang es, die wichtigsten Verkehrsmittel stillzulegen.28 Die Werktätigen der Vororte, in denen der Ordnerdienst Wachen überrumpelt hatte, gingen nicht zur Arbeit. „Die Revolution ist da!“ riefen Arbeiter erfreut, stammelten Unternehmer erschreckt.

Die Mehrzahl der Arbeiter versammelte sich noch unschlüssig vor ihren Betrieben. Im Hafengebiet drängten sich die Massen. Ein Auto mit Polizeioffizieren bahnte sich mühsam den Weg durch die überfüllten Straßen. Man müsse etwas tun, meinten einige Hafenarbeiter. OD-Mitglieder, die hier eine der Wachen angreifen sollten, entsicherten in den Taschen Handgranaten, aber warfen sie nicht. Sie konnten sich nicht zu dem notwendigen physischen Vernichtungskampf gegen die konterrevolutionären Offiziere entschließen und gaben ihnen Zeit, die Polizeiverbände zum bewaffneten Kampf gegen die Arbeiter zu mobilisieren. Nur am Baumwall versuchten Werktätige gegen 6 Uhr, Polizisten zu entwaffnen. Die Polizei schoß. Arbeiter erwiderten das Feuer, mußten aber eintreffenden Polizeiverstärkungen weichen.29 Den kommunistischen Agitatoren die sich hier unter die Massen gemischt hatten, gelang es zwar, Streikposten zu organisieren, die die wenigen Streikbrecher energisch zurückwiesen, aber sie vermochten nicht, größere Massen zur aktiven Teilnahme am bewaffneten Kampf heranzuziehen. Das hätten nur kommunistische Betriebszellen und politische Arbeiterräte mit genügend enger Verbindung zu den Betriebsbelegschaften schaffen können. Die Arbeit der sogenannten fliegenden Agitatoren blieb Stückwerk. Sie konnten diese große Lücke in der Hamburger Kampffront nicht füllen.

Unterdessen eröffnete die Bourgeoisie einen verzweifelten ideologischen Feldzug zur Verwirrung der Massen. Mit Gerüchten und Flugblättern rief sie Zweifel und Unsicherheit hervor. Die Straßenkämpfer seien erledigt, hieß es in diesen Blättern; die Kommunisten schössen überall auf Arbeiter, die zur Arbeit gehen, behaupteten rechtssozialistische Führer.30 Die verhältnismäßig kleine Schar kommunistischer Agitatoren vermochte diese Verwirrungskampagne nicht zu durchkreuzen. Es mangelte ihr auch an schriftlichem Agitationsmaterial. Die Masse der Hafen- und Werftarbeiter verharrte in unschlüssiger Haltung.

Auch in Barmbeck strömten die Bewohner auf die Straßen. Sie beantworteten die Aufforderung, sich aktiv am Kampf zu beteiligen, mit dem Ruf: Gebt uns Waffen!31 Die Barmbecker Kampfgruppen, die bereits gegen 6 Uhr in den Hauptstraßen einige Barrikaden errichtet hatten, forderten die Bewohner zur Hilfe beim Barrikadenbau auf. Damit war eine glückliche Form gefunden, die bisher untätigen Massen aktiv am Aufstand zu beteiligen. Nun griffen Tausende von Einwohnern tatkräftig zu. Frauen und Jugendliche, die sich besonders zahlreich beteiligten, bauten in fieberhafter Eile Barrikade an Barrikade. Ein Polizeispitzel stellte fest, daß für den Bau einer solchen Schutzwehr 9 Minuten gebraucht wurden. Während dieser Zeit fällten die Erbauer dieser Barrikade zwei Bäume, rissen das Straßenpflaster auf und schaufelten einen Erdaufwurf für kniende Schützen.32 So entstanden in kürzester Zeit allein im Südteil von Barmbeck mehr als 58 Barrikaden.33

Fast zur gleichen Zeit, als sich die revolutionäre Masseninitiative kraftvoll entfaltete, wurde es offenbar, daß die Hamburger militärische Leitung ihre Arbeit eingestellt hatte. Hommes hatte der Kampfleitung mitgeteilt, daß er nicht mehr mitmachen könne. Seine Forderung, den Kampf sofort zu beenden, hatte inzwischen die Hamburger militärische Leitung völlig zersetzt. Ohne die Oberleitung zu benachrichtigen, verließ der Vorsitzende der militärischen Leitung seinen Posten und war für die Oberleitung nicht mehr zu erreichen. Es erwies sich, daß ein erschrockener Kleinbürger fähig war, sogar einen Revolutionär, wie der Vorsitzende einer war, vorübergehend zu Schwankungen und schwerwiegenden Fehlern zu treiben.

Ernst Thälmann beschloß, wie sich ein damaliges Mitglied der Oberleitung erinnert, sich den notwendigen Überblick über das Kampfgeschehen zu verschaffen, indem er die Kampfgruppen selbst aufsuchte und sie dabei anleitete. Mit dem Rad oder zu Fuß gelangte der hervorragende Führer des Hamburger Proletariats durch einzelne Vororte. Hier ließ er sich ausführlichen Bericht geben, dort feuerte er Arbeiter beim Barrikadenbau und beim Kampf gegen angreifende Polizeiverbände an. Überall fand er bei den Kämpfenden Achtung und Vertrauen.34

Während sich Ernst Thälmann und seine Mitarbeiter noch bemühten, die direkte militärische Führung des Kampfes in die Hand zu nehmen, mehrten sich bei ihnen merkwürdige Meldungen. Weil der Aufstand aufgeschoben worden sei, teilten einzelne Distrikte mit, habe man den bewaffneten Kampf wie befohlen abgebrochen. Was ging hier vor? Bald erfuhr die Oberleitung, daß der Sekretär der KPD-Bezirksleitung Wasserkante, Urbahns, in der Nacht zum 23. Oktober von der Chemnitzer Konferenz zurückgekehrt war und – ohne sich bei der Oberleitung über die Situation in Hamburg informiert zu haben – am Morgen in den Vororten befohlen hatte, den Kampf sofort abzubrechen und sich zurückzuziehen, weil das vereinzelte Losschlagen der Hamburger Arbeiter keinerlei Aussicht auf Erfolg habe.35 Das war eine Wiederholung der kleinbürgerlichen Auffassung, die Marx bereits 1871 in einem Brief an Kugelmann zurückgewiesen hatte. „Die Weltgeschichte wäre allerdings sehr bequem zu machen“, schrieb Marx, „wenn der Kampf nur unter der Bedingung unfehlbar günstiger Chancen aufgenommen würde.“36 Und Lenin bemerkte, daran anknüpfend, „daß ein Versuch, im voraus die Chancen mit absoluter Präzision zu bestimmen, entweder Scharlatanerie oder hoffnungslose Pedanterie wäre. Über alles stellt er (Marx. H. H.) die Tatsache, daß die Arbeiterklasse heldenmütig, aufopferungsvoll, initiativ Weltgeschichte macht. Marx betrachtete die Geschichte vom Standpunkt derer, die sie machen, ohne die Möglichkeit zu haben, die Chancen unfehlbar im voraus zu berechnen, nicht aber vom Standpunkt des spießerhaften Intellektuellen … Marx vermochte auch zu erkennen, daß es Augenblicke in der Geschichte gibt, wo ein verzweifelter Kampf der Massen sogar für eine aussichtslose Sache notwendig ist für die weitere Erziehung dieser Massen und ihre Vorbereitung zum nächsten Kampf.“37

Die OD-Gruppen in Borgfelde, Rothenburgsort, Hammerbrook und Hamm folgten der Anweisung von Urbahns.38

Urbahns wies ferner alle wichtigen Parteiorganisationen des Bezirks Wasserkante an, auf keinen Fall loszuschlagen. Die entgegengesetzten Befehle der Oberleitung drangen auch hier nicht mehr durch.39

Unter dem Eindruck dieser Ereignisse trat am Vormittag im Kampfgebiet von Süd-Barmbeck die Oberleitung zu einer Beratung zusammen. Ernst Thälmann leitete die Aussprache. Die Kampfleitung verhielt sich so, wie es Marx, Engels und Lenin von Revolutionären gefordert hatten. War der bewaffnete Aufstand einmal begonnen worden, so mußte man einerseits mit den OD-Gruppen, die noch im Kampf standen, allen Werktätigen so sichtbar wie möglich die große Kraft des revolutionären Proletariats demonstrieren, andererseits aber den bewaffneten Kampf so führen, daß stets die Möglichkeit eines verlustlosen bewaffneten Rückzuges offenblieb. Folgten die Arbeiter Deutschlands doch noch dem Beispiel der Barmbecker Barrikadenkämpfer, dann winkte der Sieg; machte dagegen ein Weiterbestehen der Isolierung den Rückzug notwendig, dann hatten die Hamburger Aufständischen dem deutschen Volke gezeigt, daß allein der revolutionäre Kern der Kommunistischen Partei im Kampf um die Befreiung vom kapitalistischen Ausbeuterjoch unerschrocken vorangeht. In diesem Sinne führte Ernst Thälmann den Aufstand weiter.40

Währenddessen schüttelte Entsetzen die hamburgische Bourgeoisie. Reiche Unternehmer verließen Hals über Kopf ihre Villen an der Alster. Industrielle, Bankiers und ihre Abgeordneten in der Bürgerschaft und im Senat flehten die rechtssozialistischen Führer an, alles zu tun, um „Ruhe und Ordnung“ wiederherzustellen.41

Wie aus einem Bericht des Chefs der Hamburger Ordnungspolizei hervorgeht, herrschte bei der Polizei keine volle Klarheit mehr über den Umfang der noch verfügbaren Kräfte.42 Als der Überfall auf die Wachen durch Funk bekanntgeworden war, ordnete die Polizeizentrale für die hamburgischen Polizeikräfte Großalarm an. Polizeiverbände wurden auf Lastkraftwagen in die Kampfgebiete transportiert. Doch die befohlenen Ziele erreichten sie zumeist nicht. Von umherziehenden Kampfgruppen unter Feuer genommen, verwickelten sie sich, oft weit vom befohlenen Einsatzort entfernt, in blutige Kämpfe. Das hatte zur Folge, daß die Polizeizentrale häufig nicht wußte, wo einzelne Polizeitrupps verblieben waren.43

Die Alarmkommandos reichten offensichtlich nicht aus, um der Aufständischen Herr zu werden. In dieser Situation versuchte die Polizeiführung, in den Stadtteilen, wo der bewaffnete Kampf nicht entbrannt war, die reguläre Polizei durch Hilfskräfte zu ersetzen und die Polizisten in den Kampfgebieten einzusetzen. Im Stadthaus wurde schnell eine Annahmestelle für freiwillige Hilfspolizisten eröffnet. Innerhalb von 24 Stunden meldeten sich mehr als 800 Leute, die in ihrer übergroßen Mehrheit der sozialdemokratischen sogenannten Abwehrorganisation „Republik“ angehörten.44

Aber vorerst blieb die Lage für die imperialistischen Ausbeuter äußerst gefährlich. Die Polizei war in den Außenbezirken in viele kleine Kämpfe verwickelt; für sie war die Front überall. Das war gerade jener Zustand, in dem die moralischen und zahlenmäßigen Kräfte der bürgerlichen Truppen am schnellsten dahinschwinden. Nur das objektiv konterrevolutionäre Verhalten der rechtssozialistischen Führer und die Auswirkung der opportunistischen Direktive der führenden Brandler-Gruppe befreiten die Polizeitruppen allmählich aus dieser Lage. Im Laufe des Vormittags begann die Polizeizentrale Kräfte zu sammeln und sie in einzelnen verbliebenen Kampfgebieten zu konzentrieren. Wie schon so oft in der Geschichte der Klassenschlachten, strebten auch hier die Truppen der Ausbeuter danach, die Aufstandsgebiete abzuriegeln und sie dann nacheinander zu erobern.

Zunächst war der Polizeizentrale an der „schnellsten Beseitigung“ der Barrikade an der Krugkoppelbrücke „viel gelegen“45, verhinderte doch die dort postierte OD-Gruppe das schnelle Vordringen der kasernierten Polizei in Richtung Uhlenhorst und Barmbeck. Solange die Krugkoppelbrücke von den bewaffneten Arbeitern besetzt war, blieb der Polizei nur der zeit- und kräftezehrende Weg um die langgestreckte Außenalster. Kräfte der 5. Wachbereitschaft, ein Radfahrkommando aus der Bundesstraße und die Besatzung der Polizeiwache 19 traten zum Sturm auf die Krugkoppelbrücke an. Sich tapfer wehrend, erlag die OD-Gruppe der großen Übermacht. Ein Teil der Kämpfer konnte sich noch zurückziehen, einige gerieten in die Hände der Polizei.46 Sogleich zeigte die Polizei, was sie von menschenwürdiger Gefangenenbehandlung hielt. Ein Polizist, den diese Kampfgruppe kurz vorher entwaffnet hatte, dann aber entkommen ließ, stürzte sich sofort mit dem Gummiknüppel auf den Arbeiter Thorell. Das sei das Schwein, das ihn entwaffnet habe, rief er. Andere Beamte der kasernierten Ordnungspolizei sprangen hinzu und schlugen auf den Wehrlosen ein. Blutüberströmt brach Thorell zusammen; ein Augapfel hing ihm aus der Augenhöhle.47

Den nächsten Schlag richtete die Polizeizentrale gegen Eimsbüttel. Dort hatten OD-Gruppen, die in der Umgebung der Polizeiwache 42 operierten, bereits vor 8 Uhr den Angriff des Wachkommandos der Radfahrwache in der Bundesstraße, das mit einem Panzerkraftwagen verstärkt worden war, und einen Zug einer Radfahrbereitschaft mitsamt der 13. Polizeibereitschaft zurückgeschlagen.48 Außerdem hatte ein OD-Mann den Panzerkraftwagen, der mit zwei schweren Maschinengewehren bestückt war, mit einem gutgezielten Schuß in den Sehschlitz außer Gefecht gesetzt.

Um 8 Uhr befahl der Chef der Ordnungspolizei einen erneuten Angriff mit stärkeren Waffen und verstärkten Kräften auf die Polizeiwache 42. Polizeioberstleutnant von Arnim, der beauftragt wurde, diesen Angriff zu führen, erhielt dazu die 13. und die 8. Polizeibereitschaft, Teile der 2. Radfahrbereitschaft und zwei Panzerwagen.49 Doch schon das Sammeln dieser Kräfte erwies sich als ziemlich schwierig. Der Polizeiführer hatte bis 9 Uhr 30 damit zu tun. Zunächst gelang es ihm nur, mit einem Zug der 13. Polizeibereitschaft in Fernsprechverbindung zu kommen. Aber diese Verbindung wurde wieder unterbrochen. Ein Arbeiter störte sie und verspottete obendrein die Polizei. Ob die Wache noch Schutzleute suche, die auf unglückliches Volk schießen sollen, fragte er bei der Polizeiwache Margarethenstraße an, er melde sich dazu.50 Die Störung der Telefonverbindung hinderte von Arnim daran, Lage und Stellung der anderen Kampfverbände zu ermitteln; für bewaffnete Aufklärung waren keine Kräfte vorhanden. Erst der Bericht eines später eintreffenden Zuges der Radfahrbereitschaft vermittelte ihm ein lückenhaftes Bild der Lage.51

Die bewaffneten Arbeiter hatten besonders die hohen Häuser der Müggenkampstraße und einen Teil der Methfesselstraße besetzt. Von den Dächern, aus Dachluken, Fensternischen, Kellerlöchern und von Balkonen beantworteten die Kampfgruppen jeden Angriffsversuch mit gutgezieltem Gewehrfeuer, an dem alle bisherigen Angriffe der Polizei gescheitert waren.

Von Arnim, der erfahren hatte, daß ortsfremde Arbeiter von Norden her eingedrungen waren, plante von Nordosten her einen Umfassungsangriff, um den kämpfenden Arbeitern den Rückzug abzuschneiden. Nachdem er um 9 Uhr 30 alle Kräfte versammelt hatte, schickte er einen Panzerwagen vor, der erkunden sollte, ob der Platz bei der Apostelkirche von bewaffneten Arbeitern besetzt sei. Das war nicht der Fall. Doch ehe der Polizeioberstleutnant den Befehl zum Vormarsch geben konnte, erreichten ihn von der 13. Polizeibereitschaft Nachrichten, „die die Lage als bedrohlich erscheinen ließen“52. Wahrscheinlich fürchtete die Polizei das, worauf die Arbeiter hier nicht achteten: auf eine bewegliche Kampfführung mit rasch wechselnden Angriffspositionen. Die bedrohlichen Nachrichten veranlaßten von Arnim, den Umfassungsplan fallenzulassen. Gegen 10 Uhr gab er folgenden Angriffsbefehl:

„1. Die 8. Wachbereitschaft greift die Wache 42 unter dem Schutze eines Panzerwagens durch die Methfesselstraße–Müggenkampstraße an.

2. Die 13. Wachbereitschaft geht gleichzeitig durch die Höfe von der Sillemstraße gegen die Rückseite der Pol. Wache 42 vor.

3. Ein Panzerwagen und der Zug Fellinger (ein Zug einer Radfahrbereitschaft H. H.) bleiben zu meiner Verfügung Ecke Lappenbergsallee–Methfesselstraße unter gleichzeitiger Sicherung und Freihaltung der von Norden und Westen heranführenden Straßen.

4. Antreten gleichzeitig sofort.

5. Ich befinde mich bei der 8. Wachbereitschaft.“53

Aber kaum hatte die 8. Wachbereitschaft die Sillemstraße überquert, blieb sie auch schon im Feuer der Kampfgruppe liegen. Der Panzerwagen fuhr allein weiter. Von Arnim befahl, das Dach eines hohen Hauses zu besetzen, um die gefährlichen Dachschützen niederzuhalten.

Mittlerweile erschien ein Zug der 5. Wachbereitschaft als neue Verstärkung auf dem Kampfplatz und griff von der Osterstraße her in den Kampf ein. Doch die OD-Kampfgruppe wich noch immer nicht. Sie verteidigte weiterhin die Straße die sie besetzt hatte: Gegen 11 Uhr hielt der Panzerwagen, der bisher feuernd durch die Straßen gefahren war, vor der Wache. Die Polizei begann von allen Seiten anzugreifen. Bewaffneter Rückzug schien den kämpfenden Arbeitern unvermeidlich. Sie übermittelten den OD-Posten, die in der Wache eingekesselt waren, den Auftrag, sich zu ergeben. Aber einer dieser Posten, ein Werkzeugmacher, war nicht gewillt, kampflos zu kapitulieren; als die 13. Polizeibereitschaft, über Hinterhöfe schleichend, die Wache erreichte, schoß er noch einen Polizisten nieder, dann aber schlug und trat die Polizeiübermacht ihn ohnmächtig. Gegen Mittag mußte die OD-Kampfgruppe den angreifenden Polizeiverbänden weichen, weil sie sich mehr oder weniger auf ein starre Verteidigung ihrer Stellungen beschränkt hatte. Sie räumte ihre Stellungen und zog sich in Richtung Barmbeck zurück.54

Der Kampf gegen den OD-Stoßtrupp in Eimsbüttel kostete die Polizei 3 Tote und 12 Verwundete.55 Auf der Seite der Kampfgruppe erlitt der Arbeiter Willy Meyer eine schwere Verwundung, an deren Folgen er einige Wochen später verstarb.56 Um eine Wiederholung solcher verlustreicher Gefechte zu vermeiden, befahl von Arnim: „Zusammenrottungen sind mit aller Schärfe zu verhindern.“57

Unterdessen hatten die Funktionäre der KPD-Stadtleitung die Zahl der Agitatoren in der Innenstadt und am Hafen bedeutend vermehrt.58 Der selbstlose Einsatz der Agitatoren zeitigte bald einige Erfolge. Die unschlüssig verharrenden Massen gerieten in Bewegung. So gelang es den Agitatoren unter anderem im Stadtteil St. Georg Tausende von Arbeitern zu einer machtvollen Demonstration zu vereinigen.

„Vor und im Gewerkschaftshaus herrschte heute morgen ein Betrieb und eine Stimmung wie in den ersten Revolutionstagen von 1918. Tausende und aber Tausende von Arbeitern sammelten sich in den Räumen und auf den Korridoren an, wo die Vorgänge der letzten Tage lebhaft besprochen wurden. Vor dem Gewerkschaftshaus fanden große Ansammlungen statt. Es waren auch Tribünen errichtet. Von einzelnen Rednern wurde zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Teuerung aufgefordert, während andere mit dem Hinweis auf die Gewalt der Polizeibehörden zur Ruhe ermahnten.“59

Die Agitatoren der KPD forderten Ausrufung des Generalstreiks. Aber von den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern waren keine revolutionären Beschlüsse zu erwarten. Die Spitzenfunktionäre der Gewerkschaften versteckten sich sogar vor den Massen.60 So blieb den kommunistischen Agitatoren nichts anderes übrig, als von sich aus die Arbeiter zum Kampf gegen den Polizeiterror, gegen den bürgerlichen Senat, für eine Arbeiter- und Bauernregierung und einen Arbeitersenat aufzufordern. Sie riefen die Versammelten auf, sich dem bewaffneten Kampf für die Macht der Arbeiter und Bauern anzuschließen. Ein Redner erhob eine rote Fahne und 1500 Arbeiter folgten ihm zum Sturm auf die Polizeiwachen in Hammerbrook. Doch ehe sie ihr Ziel erreicht hatten, sprengte ein bewaffneter Polizeitrupp den Demonstrationszug auseinander.61

Auch in anderen Stadtteilen demonstrierten Arbeiter und griffen einzelne Polizisten an. Gegen 11 Uhr kam es zum Beispiel auf dem Großen Neumarkt, wo sich Tausende von Menschen versammelt hatten, zu einem schweren Zusammenstoß mit der Polizei.62

Die eingesetzten Polizeiverbände kämpften schon unentschlossen. Überall, wo sie erschienen, versuchten kommunistische Agitatoren sie davon zu überzeugen, daß der Kampf der Polizei gegen die schamlos ausgebeuteten Arbeiter ungerecht sei. Diese Agitation blieb auch auf die Polizisten nicht ohne Wirkung. Das spiegelt sich in den „Lehren“ wider, die der Chef der Ordnungspolizei aus dem Aufstand zog. „Die eingesetzten Beamten“, schrieb er, „wurden durch sich harmlos stellende Zivilisten angegangen, die sich an sie mit den wildesten Gerüchten heranmachten, um auf diese Weise demoralisierend und zersetzend auf die Polizei einzuwirken. Besonders junge Beamte sind derartigen Einflüssen begreiflicherweise leicht zugänglich.“63

Inzwischen verlagerte die Polizei das Schwergewicht ihres Gegenangriffs auf Barmbeck. Ganz Barmbeck wurde zum Hauptkampfgebiet, das sich in drei Abschnitte gliederte: Süd-Barmbeck, Nord-Barmbeck und Hellbrook-Bramfeld.64 Das wichtigste Barrikadennetz war, wie erwähnt, im dichtbevölkerten Süd-Barmbeck entstanden. Hinter den quer über die Straßen getürmten Barrikaden aus Steinen, Bäumen, Bänken, Wagen und anderen Geräten hatten sich nur wenige bewaffnete Arbeiter postiert. Die Mehrzahl der GD-Mitglieder nistete sich mit den relativ wenigen Gewehren, die sie erbeutet hatten, hinter den Fenstern der ersten Stockwerke, auf Dächern und Dachböden, hinter Bodenluken, Häusernischen, Kellerfenstern und sonstigen Schlupfwinkeln ein. Die Barmbecker Kampfgruppen, denen nach der Überrumpelung der Wachen nicht einmal 100 Gewehre und nur wenig Munition zur Verfügung standen, bezogen vor allem solche Stellungen, aus denen auch bei sparsamem Munitionsverbrauch wirksames Feuer möglich war. Sie nutzten dabei die natürlichen Grenzen dieses Kampfabschnittes: im Norden den Osterbeckkanal, im Osten den Bahndamm der Vorortbahn und im Süden den Eilbeckkanal. So verbarrikadierten bewaffnete Arbeiter die Hauptbrücke des Osterbeckkanals. Sie beabsichtigten auch, die Vorortbahnbrücke, die über den Osterbeckkanal führt, und weitere Bahnüberführungen zu sprengen; doch der Sprengstoff fehlte. In der Friedrichsberger Straße wurden die Holzteile der Eilbeckkanalbrücke in Brand gesetzt.65 Schließlich sicherten OD-Gruppen die westliche Front durch ein dichtes Netz von Barrikaden und Kampfposten im Gebiet westlich der Hamburger Straße und der Heiligen-Geist-Kirche.66

Nachdem die Polizisten des 1. Freihafenreviers, der 7. Wachbereitschaft und der sogenannten Stammabteilung, die der Chef der Ordnungspolizei um 8 Uhr als Verstärkung für die Barmbecker Polizeiwache 46 in Marsch gesetzt hatte, weit vor ihrem Ziel im Feuer der OD-Schützen steckengeblieben waren,67 bemühten sie sich, wenigstens das Barmbecker Kampfgebiet abzuriegeln. Das gelang jedoch nur zum Teil.

Im Laufe des Vormittags beauftragte der Chef der Ordnungspolizei den Polizeimajor Hartenstein mit der Niederschlagung des Aufstandes in Barmbeck. Hartenstein bemühte sich zunächst um einen Überblick; aber der war bei der Lage der Dinge nicht so schnell zu erlangen. Am Vormittag besaß er weder völlige Klarheit über die Lage der Polizeieinheiten noch eine einigermaßen genaue Vorstellung von der Zahl der revolutionären Kämpfer, die ihm in Barmbeck gegenüberstanden. So schickte er sogenannte Zivilstreifen aus. Das waren verkleidete Polizisten ohne irgendwelche polizeiliche Ausweise und Papiere, die als scheinbar harmlose Zivilisten die Straßen von Barmbeck durchstreiften. Sie beobachteten aufmerksam, was bei den bewaffneten Arbeitertrupps vor sich ging, und versuchten, die Absichten und Pläne der Aufständischen zu erfahren. Zugleich startete ein Flugzeug der Luftverkehrsgesellschaft trotz des diesigen Wetters zu einem Aufklärungsflug über Barmbeck. Panzerkraftwagen ratterten zur bewaffneten Aufklärung durch die Straßen.68

Nachdem sich Hartenstein den ersten Überblick verschafft hatte, gab er gegen 11 Uhr 20 den Befehl, die Barmbecker Kämpfer von Westen her anzugreifen und von Hamburg abzudrängen. Der Befehl schloß mit den Worten: „Jeder Widerstand ist rücksichtslos zu brechen. Eile geboten.“69 Das hieß mit anderen Worten: Mit den aufständischen Arbeitern ist nicht viel Federlesens zu machen. Den bewaffneten Arbeitern, die am Morgen noch aus übertriebener Rücksichtnahme das Leben der Polizeioffiziere geschont hatten, wurde nun von denselben Herren der rücksichtslose Kampf angesagt.

Obgleich der Polizeimajor, in einem Panzerwagen fahrend, die einzelnen Polizeieinheiten persönlich einwies, kam der allgemeine Angriff erst um 12 Uhr 15 in Gang. Das heftige Gewehrfeuer, das den Polizeitruppen aus den Stellungen östlich der Polizeiwache 23 entgegenschlug, zeigte dem Major noch vor Beginn des Angriffs, daß er bei seiner Befehlsausgabe die Kampfkraft der Aufständischen unterschätzt hatte; er mußte seinen Befehl zum Teil abändern, und das trotz der neuen Verstärkung, die der Chef der Ordnungspolizei inzwischen nach Barmbeck beordert hatte, und trotz der Tatsache, daß in Barmbeck fünf Panzerkraftwagen zur Verfügung standen.70 Der Angriff begann, aber die Polizei kam nicht voran. Daran änderte weder ihr pausenloses Schnell- und Trommelfeuer auf alle Häuser, in denen man bewaffnete Arbeiter vermutete, noch der Einsatz der Panzerwagen etwas. Wie in den ersten Morgenstunden, so durchkreuzten die bewaffneten Arbeiter auch jetzt den Vorstoß der Polizei mit unerwarteten Angriffen im Rücken und in den Flanken der Polizeieinheiten. Der Aufstandsteilnehmer Willi Bredel schilderte diese Taktik wie folgt: Die Arbeiter Hamburgs gingen „in ihrem Abwehrkampf gegen einen mit modernen Kampfmitteln ausgerüsteten Gegner zu neuen Kampfmethoden über. Sie kämpften nicht mehr nur auf den Barrikaden, sondern verteidigten ihre Arbeiterviertel von den Dächern aus. So wurden Handgranaten und Panzer … unwirksam. Doch nicht nur das. Glaubten die Polizeitruppen einen Wohnbezirk eingekesselt und gingen sie nun vor, diesen Aufstandsherd zu liquidieren, fanden sie zu ihrem größten Erstaunen nicht einen einzigen kämpfenden Arbeiter mehr vor. Und ehe sie überhaupt begriffen, was geschehen war, sahen sie sich selbst eingeschlossen und von allen Seiten unter Feuer genommen … So zog sich der Kampf mit wechselnden Fronten hin; verstummte er an der einen Stelle, flammte er an einer anderen wieder auf.“71

Die Losung der Barmbecker Kampfgruppen hieß: Wo der Feind auftaucht, wird er bekämpft! Dabei ging es nicht so sehr darum, einzelne Barrikaden und Stellungen um jeden Preis zu verteidigen, sondern darum, dem Gegner durch geschicktes Ausweichen ständig an den Flanken und im Rücken möglichst große Verluste zuzufügen und ihn so zu zermürben. Diese kühne Taktik zeitigte großen Erfolg und sicherte den bewaffneten Arbeitern in vielen einzelnen Kampfhandlungen den Sieg.

In der Stückenstraße, wo kleine, mittlere und hohe Häuser nebeneinanderstanden, hatten die Arbeiter nach Schätzung der Polizei mindestens zehn Widerstandsnester errichtet. Ein Panzerkraftwagen und 72 Polizisten der 7. Wachbereitschaft, geführt von einem Hauptmann, griffen pausenlos an; aber immer wieder trieb sie das Feuer der Aufständischen, deren Standpunkte größtenteils unerkannt blieben, wieder zurück. Daran änderte auch nichts der Versuch der Polizei, durch dauerndes Feuer von den Eckhäusern des Straßeneingangs für den Angriff „Luft zu schaffen“. Die Wachbereitschaft kam nicht voran; am späten Nachmittag zog sie sich zurück. Sie hatte einen Toten und fünf Verwundete.72

Zwei Offiziere und 51 Mann des 1. Freihafenreviers und ein Teil der 4. Wachbereitschaft vermochten zwar im ersten Ansturm bei Dehnhaide die vorderste Barrikade zu überrennen, kamen jedoch wegen des starken Feuers der Kampfgruppen an die nächste nicht mehr heran.73 Hier, wo hohe Häuser teilweise ganze Blocks bildeten, reichten Dachschützen ihre wenigen Gewehre von Haus zu Haus weiter. Ehe die Polizei erkannte woher das Feuer kam, war die Feuerstellung schon wieder gewechselt. Das machte, schrieb Hartenstein, ein Vorgehen der Polizei „fast zur Unmöglichkeit“74. Zwei Polizisten fanden hier den Tod, fünf weitere wurden verwundet.75

Der Angriff der Polizei-Stammabteilung, die etwas weiter südlich vorstieß, blieb ebenfalls im Feuer weniger Barrikadenkämpfer stecken. „Erfolge“ errang die Polizei in Barmbeck vor allem gegenüber waffenlosen Demonstranten, die sich zum Beispiel immer wieder in der Gegend der Friedrichsberger Straße versammelten, bis ein Leutnant und 25 Mann sie endgültig auseinanderschossen.76

Nur zwei Züge der Polizei, die in Süd-Barmbeck eingesetzt waren erzielten entlang der Peripherie einigen Raumgewinn. Ihr erster Angriff galt den Barrikaden, die die Barmbecker am Osterbeckkanal angelegt hatten. Aufständische antworteten mit Gegenangriffen. Steinplatten und andere schwere Gegenstände vor sich herschiebend, versuchten sie die Polizeiverbände zurückzuwerfen,77 aber die vielfach überlegene Feuerstärke der Polizeitruppe, die außerdem von einem Panzerkraftwagen unterstützt wurde, gab hier im offenen Gefecht den Ausschlag. Die Polizei eroberte die Hauptbarrikade an der Kanalbrücke Bramfelder Straße. Einige verhaftete Arbeiter wurden gezwungen, die Barrikade wegzuräumen.78 Dann stießen diese Polizeiverbände, in der rechten Flanke von dem Panzerkraftwagen gedeckt, zum Pfenningsbusch vor, weil diese Straße nur einseitig bebaut war, konnten die Kampfgruppen ihre Kampftaktik hier nicht anwenden. Es gelang ihnen lediglich, den Panzerkraftwagen außer Gefecht zu setzen; er blieb, von seiner Mannschaft verlassen, bis zum Einbruch der Dunkelheit stehen.79 Die zwei Züge der Polizei bahnten sich hier einen Weg. Das war aber alles, denn auch sie vermochten nicht, die Polizeiverbände, die in der Stückenstraße und in Dehnhaide kämpften, zu entlasten. Dieser Vorstoß kostete die Polizei einen Toten und zwei Verwundete.80

So blieb das Gesamtergebnis dieses großen Angriffs von mehr als 300 schwerbewaffneten Polizisten mit 5 Panzerkraftwagen auf kleinstem Raum gegen eine mit etwa 80 Gewehren ausgerüstete OD-Abteilung gleich Null.81 Nicht die Barmbecker Barrikadenkämpfer wurden, wie befohlen, aus ihren Stellungen vertrieben, sondern die Polizeiverbände mußten ihre Angriffspositionen räumen und sich an die Grenzen des Kampfabschnitts von Süd-Barmbeck zurückziehen. Es erwies sich also, daß selbst eine große Übermacht kapitalistischer Bürgerkriegstruppen von verhältnismäßig kleinen, doch kampfentschlossenen Arbeiterkampftrupps erfolgreich bekämpft werden kann, wenn diese militärischen Einheiten des Proletariats von mutigen, kampferprobten Marxisten geführt werden, die mit den werktätigen Massen eng verbunden sind. Das letztere mußte auch der Chef der Hamburger Ordnungspolizei bestätigen. Ein großer Teil der Einwohner Barmbecks, schrieb er, habe auf der Seite der Aufständischen gestanden. „Mit Hilfe der ansässigen Bevölkerung und der Aufrührer, die ebenfalls zum großen Teil in Barmbeck ansässig sind, wurde schnell ein außerordentlich starker Widerstand organisiert … Den ganzen 23.10.23 war es nicht möglich, den Aufruhr in Barmbeck niederzuschlagen, die Gegenwehr war zu stark, um bei Tage in den Straßen ohne erhebliche Verluste Operationen oder ein Verschieben der Kräfte durchführen zu können.“82

In der Tat, ohne die Sympathie des werktätigen Volkes und seine aktive Unterstützung wäre ein so erfolgreicher Widerstand gegen die Einheiten der Ordnungspolizei unmöglich gewesen. „Niemals und nirgends“, berichtete ein Korrespondent der „Prawda“, „beobachtete ich ein so mitfühlendes Verhalten der Bevölkerung zu den kämpfenden Genossen wie diesmal.

Es ist gar nicht nötig, von den Arbeitern zu sprechen. Ja, auch die Bürgerlichen, der kleine Kaufmann, der Beamte, Leute der freien Berufe, alle verhielten sich mit offensichtlichem Mitgefühl zu den Helden, welche in den Schützengräben hinter den Barrikaden lagen.

Sie versorgten die Kämpfer, teilten ihnen verschiedene Nachrichten über das Vorrücken des Feindes mit. Die Inhaberin eines kleinen Ladens drängte sich trotz Lebensgefahr durch die Kampfzone, brachte 120 Patronen und übergab sie einem bekannten Kommunisten.

Die parteilosen Frauen waren die hauptsächlichsten Erbauer der Barrikaden. Sie waren es, die uralte Bäume fällten, das Pflaster aufrissen, die Schützengräben gruben, die Werkzeuge für all diese Arbeiten beschafften.

Ich bin persönlich in diesen Tagen sehr viel in der Stadt umhergegangen, um die Gespräche zu hören, zu fliegenden Kundgebungen, und nirgends, in keinem einzigen Falle habe ich ein einziges Wort des Vorwurfs an die Adresse der Kommunisten gehört, mehrmals hörte ich jedoch, wie Leute vor Freude außer sich waren, als sie von den Heldentaten dieser jungen Menschen erzählten.“83

Mütter schickten ihre Kinder mit Essen und Munition auf Schleichwegen durch die Postenketten der Polizei zu den kämpfenden Vätern.84 Mädchen und Jungen des Kommunistischen Jugendverbandes übermittelten den Barrikadenkämpfern Nachrichten und versorgten sie ebenfalls mit Munition. Unermüdlich verrichteten sie gemeinsam mit parteilosen und auch mit sozialdemokratischen Arbeitern und Arbeiterfrauen alle notwendigen Hilfsarbeiten. „In ihnen flammte der einmütige Wille, jetzt endlich Schluß zu machen mit dieser Kapitalistengesellschaft, um sich ein menschenwürdiges Leben zu erringen.“85 Kleine Trupps des Arbeitersamariterverbandes halfen den Verwundeten. Hatten auch die OD-Gruppen fast gar keine Verluste, so wurden doch viele nicht direkt am Kampf beteiligte Werktätige in ihren Wohnungen durch das rücksichtslose Schnellfeuer der Polizei verwundet. Die Arbeitersamariter mußten trotz ihrer, besser: wegen ihrer weithin sichtbaren Binden mit dem roten Kreuz immer damit rechnen, von den Polizisten erschossen zu werden. Hartenstein hatte befohlen, die Samariter nicht zu dulden.86 Doch dieses barbarische Verhalten der Polizei schreckte die Arbeitersamariter nicht; sie leisteten den verwundeten Werktätigen hervorragende Dienste.87

War der Chef der Hamburger Ordnungspolizei also auch bereit, die aktive Unterstützung, die die bewaffneten Arbeiter durch das werktätige Volk erfuhren, als Hauptursache der Ohnmacht der Polizei anzuerkennen, so verschwieg er jedoch eine weitere entscheidende Ursache: daß die gutgedrillten Polizeitruppen versagen mußten, weil sie für eine ungerechte, ihren eigenen Interessen widersprechende Sache kämpften. Weil die Polizisten, deren Familien zum größten Teil ebenfalls Hunger litten, an der Aufrechterhaltung des anarchischen kapitalistischen Systems desinteressiert waren, brachten sie keinerlei Begeisterung und Opfermut auf. Gegen die Barmbecker Barrikaden gingen sie nur dort vor, wie Hartenstein indirekt zugab, wo es genügend Offiziere als Antreiber gab.88 Ihr Desinteresse spiegelte sich auch in der Kampftaktik der Polizei wider. Die bewaffneten Arbeiter traten ihr in der Regel in plötzlich auftauchenden und schnell verschwindenden kleinen Gruppen oder als Einzelschützen entgegen. An einen ähnlichen Einsatz der Polizisten war natürlich nicht zu denken; denn fast jeder Polizist hätte, auf sich allein gestellt, in genügender Entfernung von seinem Offizier, mit Recht nichts anderes getan, als seine Haut in Sicherheit gebracht. Darum schickten die Polizeioffiziere ihre Mannschaften nur in größeren, übersehbaren Formationen gegen die Aufständischen vor, was verlustreicher war und also zu erhöhter Kampfunlust führte. An diesem Dilemma scheiterte der große Polizeiangriff in Barmbeck. In eine solche Zwangslage gerät auch in unseren Tagen jede Söldnertruppe, die gegen kampfentschlossene Verfechter der gerechten Sache des werktätigen Volkes ins Feld zieht.

Die Hamburger Ordnungspolizei war nicht zuletzt auch deshalb nicht in der Lage, den Aufstand in Barmbeck niederzuschlagen, weil er am 23. Oktober von vielen Massenbewegungen in anderen Stadtteilen unterstützt wurde. So beunruhigten Arbeiter in Nord-Barmbeck die Polizei durch Barrikadenbau: Jungarbeiter spannten über die Fuhlsbütteler Straße Drähte, um Panzerkraftwagen den Weg zu versperren. Auch die Hungerunruhen lebten wieder auf. Erwerbslose zwangen Bäcker, Brote zu erheblich niedrigeren Preisen zu verkaufen beziehungsweise sie zu verschenken.89 Werktätige stürmten das Vereinslokal der sogenannten Hamburger Schützen, den „Neuen Schützenhof“. Nachdem sie die Telefonleitungen zerschnitten hatten, brachen sie die Waffenbehälter auf und erbeuteten große Mengen Scheibenbüchsen und Schützenjacken.90 In allen Stadtteilen Hamburgs sammelten sich auf den Straßen immer wieder Menschenmassen. Auf der Lübecker Straße standen die Werktätigen zu Hunderten. Viele von ihnen versuchten, nach Barmbeck zu gelangen; aber nur wenigen glückte es, durch die Polizeisperren zu schlüpfen. „Wenn wie man bloß ne Knarre harn“, sagten Arbeiter immer wieder. Doch es fand sich niemand, der sie dorthin führte, wo noch Waffen zu holen waren. „Es ist eine Schande“, rief in einer Massenversammlung in der Depenau ein Maurer, „daß die Grünen auf unsere Brüder schießen. Alles, was da an der Wache angeklebt ist, ist Schmus. Morgen kommt ihr auch dran. Ergebt euch nur!“ Und in der Steinstraße packte ein Arbeiter in einer Menschenansammlung einen Beamten der kasernierten Ordnungspolizei am Rock. „Schlagt ihm die Knochen kaputt“91, rief er. Diskussionsgruppen bildeten sich in den Straßen des Hafengebiets. Hier hielten VSPD-Führer Reden gegen die kommunistischen Agitatoren; doch ihre Worte lösten nur allgemeine Verwunderung aus.92

Die hamburgische Bourgeoisie und die VSPD-Führer versuchten mit allen Mitteln, den Zorn des Volkes zu besänftigen. Das Verbot des Generalstreiks sei befremdend,93 heuchelte das Hamburger Organ derselben VSPD-Führer, die dieses Verbot am Tage vorher erwirkt hatten. Der Senat tat plötzlich radikal und ordnete eine Schließung der Luxusbetriebe und Bars an.94 Mehr noch, die hamburgischen Behörden waren jetzt zu allen möglichen Palliativmaßnahmen bereit, die sie vorher aus finanziellen und anderen Gründen als unmöglich abgelehnt hatten. Jetzt forderte der Senat von der Bürgerschaft 500 Billionen Mark für dringende wirtschaftliche Maßnahmen. Den Unterstützungsempfängern versprach er eine einmalige Unterstützung von zwei Milliarden Mark; den Hungernden solle auf Brotkarten noch einmal ein Brot von 1600 Gramm zum Preise von 4,2 Milliarden Mark zugeteilt werden, und schließlich werde man noch im Laufe der Woche wertbeständiges Geld ausgeben. Nur Arbeit schaffe Brot, erklärten die reformistischen Gewerkschaftsführer scheinheilig, darum sei die Parole des politischen Generalstreiks abzulehnen. Das Unternehmen der Kommunisten sei gescheitert und die Polizei wieder „vollständig Herr der Lage“, log die bürgerliche Presse. Wachen, die die Arbeiter nach dem Sturm in taktisch richtiger Weise verlassen hatten, wurden als Eroberungen der Polizei propagiert.95 Die Kommunisten, so verleumdete das „Hamburger Echo“ sie, beuteten nur die Verzweiflung aus. Ihr Putsch richte sich nicht gegen die wahren Schuldigen der Hungersnot, sondern gegen die Arbeiterorganisationen. Das sei ein Verbrechen.96 Gegen Unruhestifter mache die Polizei „rücksichtslos von der Waffe Gebrauch“, drohte die Staatliche Pressestelle, daher werde das „ordnungsliebende Publikum dringend ersucht, sich von allen Ansammlungen fernzuhalten“97. So schmeichelten, heuchelten, betrogen, versprachen und drohten die Bourgeoisie und ihre sozialdemokratischen Koalitionspartner. Alle demagogischen Kniffe wurden eingesetzt, um die Werktätigen von der aktiven Teilnahme am bewaffneten Kampf abzuhalten; doch trotz alledem blieb die Situation für die Bourgeoisie äußerst gefährlich. Die drohende Gefahr der Hungerrevolution, die durch die Straßen zittere, hieß es in der Abendausgabe des „Hamburgischen Correspondenten“ vom 23. Oktober 1923, sei nur noch durch ein neues wertbeständiges Zahlungsmittel zu bannen.

Aber noch war es fraglich, ob die hamburgische Bourgeoisie diesen Ausweg rechtzeitig erreichen werde; denn mittlerweile waren auch an diesem Tage verzweifelnde Hungernde dazu übergegangen, sich gewaltsam Nahrungsmittel aus Bäckereien und Lebensmittelgeschäften herauszuholen.98 Die Polizei, die sich hauptsächlich bemühte, größere politische Massenaktionen zu verhindern, schenkte vorerst diesen Gewalttaten der Hungernden wenig Beachtung. Das war für viele Kriminelle, Prostituierte und was sonst noch zum Abschaum der Gesellschaft gehörte, das Signal, die günstige Gelegenheit zu nützen, um Konfektions- und andere Geschäfte zu plündern. In der richtigen Erkenntnis, „daß man vor allem sich diese Bande vom Halse halten müsse“99, scheuten die Hamburger Revolutionäre zum Beispiel in Barmbeck nicht davor zurück, diesen Elementen mit Erschießen zu drohen.100 Das wirkte. In Süd-Barmbeck ereignete sich kein einziger Fall von Plünderung.

Mit besonderer Unruhe verfolgten die Kapitalisten und die hamburgischen Behörden die revolutionären Umwälzungen im Arbeitervorort Schiffbek. Nachdem die Schiffbeker OD-Trupps die Wache überrumpelt, die Polizei entwaffnet und die bewußten Verteidiger des kapitalistischen Systems eingesperrt hatten, meldeten sich viele Arbeiter, die als VSPD-Anhänger bekannt waren, bei der Kampfleitung; sie wollten mitarbeiten. Nur die zur Arbeiteraristokratie zählenden VSPD-Mitglieder hielten sich zurück und warteten gemeinsam mit den Vertretern des Bürgertums zunächst noch ab.101

Nachdem der Schiffbeker Ordnerdienst die kapitalistischen Staatsorgane beseitigt und sich zahlen- und waffenmäßig gestärkt hatte, befanden sich Schiffbek und seine Nachbargemeinden vollständig in der Hand der bewaffneten Arbeiter.102 Sie begannen sofort, ihre Herrschaft nach innen und nach außen zu sichern. Gegen eventuelle konterrevolutionäre Umtriebe der Schiffbeker Bourgeoisie organisierten sie Patrouillen und Posten innerhalb des Stadtgebiets. Zum Schutz vor äußeren Angriffen bauten sie Verteidigungslinien. Junge Arbeiter wurden rasch mit dem Gebrauch der Waffen vertraut gemacht. In der Schule räumte man die Klassen und legte sie mit Stroh aus; sie war jetzt Sanitätsstation. Entwaffnungstrupps drangen weit in ländliche Bezirke vor. So verstrichen die ersten Stunden ohne weitere größere Kampfhandlungen.103

Je aktiver die Werktätigen wurden, desto öfter fragten Arbeiter, warum man nicht die Räterepublik ausrufe. Die bewaffneten Arbeiter, die Polizisten gefangengesetzt hatten und öffentliche Gebäude besetzt hielten, forderten nun auch eine organisatorische Verankerung ihrer Macht. Ihrem Willen entsprechend, beschlossen der politische Leiter, der militärische Leiter und ihre Mitarbeiter, für Schiffbek und die benachbarten Gemeinden einen provisorischen Vollzugsausschuß zu bilden und die Räterepublik auszurufen. Die Druckerei der Ortsleitung wurde besetzt. Überzeugt davon, daß die Arbeiterklasse in Mitteldeutschland nicht kampflos kapitulieren werde bestrebt, die neue Herrschaft zu festigen und vor demoralisierenden Elementen zu schützen, entschlossen sie sich zu einem Aufruf,104 der nach polizeilichen Angaben folgenden Wortlaut hatte:

„An die Bevölkerung des Amtsbezirkes Schiffbek.

In ganz Deutschland ist die Arbeiterschaft in den Kampf um die Macht eingetreten. In großen Teilen Deutschlands ist die Macht in den Händen der Arbeiter. Auch in Schiffbek befindet sich die Macht in den Händen der Arbeiterschaft. Ein provisorischer Aktionsausschuß ist am Ort gebildet, dem die Vollstreckungsgewalt übertragen ist. Es ergeht an die Bevölkerung die dringende Mahnung, jegliche Plünderung zu verhindern und zu unterlassen, da sich der Vollzugsausschuß gezwungen sieht, Plünderungen mit der Todesstrafe zu ahnden. Der Vollzugsrat wird die Versorgung der werktätigen Bevölkerung mit allen Mitteln sicherstellen. Um weitere Zwischenfälle zu vermeiden, fordert der Vollzugsrat alle diejenigen, welche im Besitze von Schuß-, Stoß- und Hiebwaffen und Munition sind, auf, sich bis heute abend 5 Uhr bei dem Vollzugsausschuß unter Angabe der Zahl und Art der Waffen zu melden. Nichtbefolgung dieser Anordnung zieht schwere Strafen nach sich. Arbeitsbrüder! Der Sieg ist unser! Nun gilt es, das Errungene zu verteidigen und auszubauen. Darum fordert der Vollzugsausschuß die wehrfähigen Arbeiter auf, sich für den proletarischen Selbstschutz bis heute nachmittag 4 Uhr in der Wache, Hamburgerstraße 23, zu melden. Arbeiter und Arbeiterinnen! Schließt Euch zusammen zum Schutze des Arbeiterstaates Deutschland. Es lebe Sowjetdeutschland! Es lebe das Bündnis der Sowjetstaaten der Welt! Es lebe die Weltrevolution!

Schiffbek, den 23. Oktober 1923.

Der provisorische Vollzugsausschuß“105

Bis 11 Uhr wurden 200 Exemplare dieses Aufrufs gedruckt und in Smiffbek und den Nachbargemeinden verteilt oder angeklebt. Der Vollzugsausschuß stellte die bürgerliche Schiffbeker Zeitung unter Zensur und beauftragte einen Genossen mit der Ausarbeitung der ersten eigenen Ausgabe der Zeitung, worin die Betriebe aufgerufen werden sollten, ihre Delegierten für einen Arbeiterrat zu wählen. Bei einzelnen Kaufleuten wurden Lebensmittel beschlagnahmt. Die neue Volksmacht richtete eine Gemeindeküche ein, in der hauptsächlich die hungernden Erwerbslosen warmes Essen erhielten. Proletarierfrauen, die freiwillig die Küchenarbeit übernahmen, versorgten auch die Mitglieder der OD-Gruppen mit Verpflegung. So handelte der Vollzugsausschuß als Machtorgan.106

Die militärische Hauptaufgabe Schiffbeks bestand darin, keine staatlichen beziehungsweise faschistischen Kampfverbände aus Mecklenburg oder anderen Teilen Deutschlands nach Hamburg hineinzulassen. In diesem Sinne sicherte der Schiffbeker Ordnerdienst die Berliner Chaussee. Die Kampfgruppen waren bereit, mit ihren wenigen Gewehren, selbsthergestellten Handgranaten und einigen Maschinenpistolen jeden Angreifer zurückzuschlagen; doch die OD-Beobachter auf den Kirchtürmen bekamen bis Mittag keinen Gegner zu sehen.107

Die Hamburger Polizeizentrale, die alle noch freien Kräfte auf Barmbeck konzentrierte, beabsichtigte, Schiffbek so lange unbehellhigt zu lassen, bis sie die in Barmbeck kämpfenden Arbeiter isoliert und niedergeschlagen haben würde. Sie beauftragte deshalb das 13. Freihafenrevier, den Hamburger Stadtteil Horn gegen Schiffbek hin lediglich abzuriegeln und zu sichern. Jedoch der Führer dieses Polizeiverbandes unternahm entgegen aller Absicht der Polizeizentrale, einen bewaffneten Vorstoß gegen Schiffbek.108

Die Schiffbeker Revolutionäre mobilisierten alle Kräfte zur Abwehr des Polizeiangriffs. Selbst Posten, die zur Bewachung der eingesperrten Polizisten und Reaktionäre eingesetzt waren, reihte man in die Abwehrfront ein; Gefangene wurden entlassen. Doch trotz dieser verzweifelten Anstrengungen hätten die Kräfte der Arbeiterkampfgruppen zur Abwehr des Angriffs kaum ausgereicht, wenn in dieser Stunde höchster Gefahr aus den Reihen der parteilosen Werktätigen keine Hilfe gekommen wäre. Viele Parteilose stiegen zu den OD-Gruppen in die Schützengräben, um den Polizeiangriff abzuwehren.109

Der militärische Leiter Fritz Schulze, genannt Fiete, organisierte mit den OD-Unterführern die Verteidigung. „In seiner grauen Litewka, mit Knobelbechern und blauer Schirmmütze radelte er mit seinem Fahrrad von Trupp zu Trupp und zu den Besprechungen der Kampfleitung“110, überall zur rechten Zeit zum Widerstand anfeuernd. Bis in den späten Abend hinein wogte der Kampf hin und her. „Der Gegner griff jetzt unseren Bezirk von drei Seiten an. Unsere Landfront kam ins Wanken. Im Laufe der Kampfhandlungen mußten wir uns zurückziehen. Die Panzerwagen rollten trotz Handgranatenbewurf bis in den Kern unseres Bezirks. Aber die Fußtruppen konnten trotz Panzer nicht weiterkommen“111; das Feuer der Schiffbeker Scharfschützen hielt die Polizisten zurück. Das 13. Freihafenrevier erschöpfte seine Kräfte. Da es den erzielten Einbruch nicht halten konnte, befahl der Chef der Ordnungspolizei den Rückzug nach Horn. Das Ganze war, so klagte Danner in seinem Bericht, „ein recht übles Feuergefecht, welches ihm (dem Polizeiverband. H. H.) erhebliche Verluste kostete“112. Die Schiffbeker Arbeiter erbeuteten einige Waffen und bezogen wieder ihre alten Stellungen.

Weil die hamburgische Polizei weder in Barmbeck noch in Schiffbek vermocht hatte, der Aufständischen Herr zu werden, ersuchte der Hamburger Senat die Reichswehr um militärische Unterstützung. Die Marineleitung Hamburg erteilte dem Kreuzer „Hamburg“ und einer Torpedoboothalbflottille den Befehl, den Hamburger Hafen und die Südseite der Stadt zu sichern. Das Landungskommando des Kreuzers sollte am 24. Oktober mit 2 schweren und 6 leichten Maschinengewehren gegen die Arbeiter von Barmbeck eingesetzt werden.113

Während die hamburgische Polizeiführung alle Vorbereitungen für eine vernichtende Kesselschlacht traf, beriet die Oberleitung mit den verbliebenen Mitgliedern der Hamburger Kampfleitung in einer Wohnung in unmittelbarer Nähe des Barmbecker Kampfgebiets die nächsten Maßnahmen. Dabei zeigte sich, daß der damalige Sekretär der Hamburger KPD-Stadtparteiorganisation und das Mitglied der Hamburger Kampfleitung Köppen unversehens ihren bisherigen Standpunkt geändert hatten und wie Hommes zu schwanken begannen. Sie traten für sofortigen Abbruch des bewaffneten Kampfes ein.114 Wenn man aber am 23. Oktober losgeschlagen hatte, um trotz des jämmerlichen Beschlusses der Chemnitzer Konferenz die deutsche Arbeiterklasse durch ein heroisches Beispiel zum allgemeinen bewaffneten Aufstand mitzureißen, dann war es inkonsequent, den Aufstand zu einem Zeitpunkt abbrechen zu wollen, wo er noch nicht einmal den Arbeitern in allen Teilen Deutschlands bekanntgeworden sein konnte. Ernst Thälmann und andere Mitglieder der Oberleitung traten für die Weiterführung des bewaffneten Kampfes ein.115 Die Mühe, den Sekretär und Köppen von der Notwendigkeit weiterer bewaffneter Aktionen zu überzeugen, war vergeblich. Was diese beiden schwankend gewordenen Funktionäre nicht in der Beratung erreicht hatten, betrieben sie nun auf eigene Faust. Ohne Wissen und Zustimmung Ernst Thälmanns gingen sie nach der Beratung in das Kampfgebiet vom Süd-Barmbeck, um den sofortigen Abbruch des bewaffneten Kampfes anzuordnen.116 Aber dieser Versuch sollte ihnen nicht gelingen.

Nach 17 Uhr war in Barmbeck an allen Fronten ziemliche Ruhe eingetreten. Nun fand bei den OD-Kampfgruppen eine regelrechte Verpflegungsausgabe statt. Der Funktionär der KPD, der für die Verpflegung verantwortlich war, hatte aus zwei Großbäckereien, die im Kampfgebiet lagen, genügend Brot requiriert, so daß alle am Kampf beteiligten Werktätigen damit versorgt werden konnten. Einige Kämpfer, die die vorangegangene Nacht durchwacht hatten, legten sich für kurze Zeit zur Ruhe. Die bewaffneten Arbeiter empfingen den Sekretär der Stadtleitung und das Mitglied der militärischen Leitung mit Mißtrauen und Ablehnung. Viele Kampfgruppen weigerten sich, den Kampf abzubrechen; sie beschlossen, trotz allem weiterzukämpfen. Nur wenige waren bereit, den Kampf sofort zu beenden; ihnen nahmen die Kampfgruppen die Waffen ab.117

Unterdessen lösten die Angriffsvorbereitungen der Polizei das erste Scharmützel aus. Gegen 18 Uhr näherte sich eine Zivilstreife der Polizei mit einem Personenkraftwagen den Barrikaden in der Vogelweide. Durch Erfahrungen des Kampftages gewitzt, überfielen die bewaffneten Arbeiter die verkleideten Polizisten. Die Insassen des Autos, zwei Chauffeure, ein Techniker und vier Polizisten in Zivil, hatten den Auftrag, für einen Panzerkraftwagen, der außer Gefecht gesetzt war, einen Magneten zur Polizeiwache 23 zu bringen. Der Techniker wurde schwer verwundet. Einem Polizisten gelang es aber, im Schutze der Dunkelheit zu entkommen. Er alarmierte sofort einen Panzerwagen, der gerade dann feuernd ankam, als die bewaffneten Arbeiter die Beamten dazu bewegen wollten, das Auto auf die Barrikade zu kippen. Die Polizisten nutzten die Verwirrung, die der Panzerwagen auslöste, und flohen. Diese Episode zeigte der Polizei, daß die Arbeiter in Süd-Barmbeck weiterhin auf wacht standen. Um 18 Uhr 30 befahl Polizeimajor Hartenstein, rings um das Kampfgebiet Stützpunkte anzulegen und von dort aus Süd-Barmbeck lückenlos abzuriegeln. „Jeder Verkehr vom und zum Aufruhrgebiet ist rücksichtslos, gegebenenfalls mit Waffengewalt zu verhindern. Nach 11 Uhr abends ist auf Passanten sofort zu schießen, desgleichen ist auf offene Fenster, sofern sie verdächtig erscheinen, das Feuer zu eröffnen. Alle erreichbaren Barrikaden sind abzubauen und in erster Linie für Panz. K. W. passierbar zu machen.“118 So wurden zum Beispiel bei der Flurstraßenbrücke zwei Polizeigruppen mit Maschinenpistolen eingesetzt. Sie erhielten den Auftrag, sich im hohen Aufbau einer dort gelegenen Schule so einzunisten, daß sie die Kanalübergänge über den Osterbeckkanal mit der Schußwaffe beherrschen konnten.

Nun merkten auch die OD-Gruppen, daß sich der Feind auf ein Kesseltreiben vorbereitete. Als die Leiter der Kampfgruppen gegen 23 Uhr noch einmal sämtliche Posten kontrollierten, fragten die Arbeiter sie, was nun zu tun sei. In einer improvisierten Beratung wurde beschlossen, sich aus dem Kessel zurückzuziehen. Man überließ es jedem Barrikadenkämpfer, selbst den günstigsten Weg zu suchen. Am frühen Morgen des kommenden Tages sollten sich die Kampfgruppen in Nord-Barmbeck am Schützenhof wieder sammeln. Dann schlichen sich diese OD-Mitglieder mit ihren Waffen einzeln durch die feindlichen Sperrketten. Die Polizeiposten schossen nervös. Weil sie jedoch blindlings in die Nacht hineinfeuerten, erleichterten sie den bewaffneten Arbeitern nur das Hinausschleichen aus dem Kessel.119 Nur wenige Aufständische fielen in die Hände der Polizisten.120 Doch der Rückzugsbefehl hatte nicht alle Gruppen erreicht; eine Handvoll OD-Mitglieder blieb im Kessel.121

Fast zur gleichen Zeit mit den Diskussionen über den Rückzug aus Süd- Barmbeck bauten die Werktätigen in Bramfeld-Hellbrook verstärkt Barrikaden. „Bei eintretender Dunkelheit“, berichtete die Polizei, „wurden auf dem Bramfeld-Hellbrooker Gebiet Bewaffnete beobachtet, und in der Nacht zum 24. Oktober begann auch dort eifriger Barrikadenbau. An den Straßen wurden Bäume mit Axt und Säge umgelegt und das Straßenpflaster mit Hacken, Picken und Stemmeisen aufgerissen. Aus dem so gewonnenen Material wurden Hindernisse und Schützenwehren quer über die Straße gebaut. Die Gerätschaften holten die Aufrührer sich aus den in der Nähe befindlichen Gärtnereien. So wurden gegen die Hamburger Grenze 5, gegen die Wandsbeker Grenze 3 und im lnnern der Gemeinde 6 Barrikaden errichtet.“122

Auch die Schiffbeker Revolutionäre waren währenddessen nicht untätig geblieben. Ihre Kampfleitung schickte einen Kurier nach Bergedorf-Sande, um die Werktätigen dieser benachbarten Orte zur Unterstützung Schiffbeks aufzufordern. In einer Versammlung, die um 21 Uhr in Sande stattfand, beschlossen Arbeiter, ihre Schiffbeker Brüder mit einer Hundertschaft zu unterstützen. Noch am selben Abend marschierten 4 Züge, etwa 150 Mann, über Boberg und Kirchsteinbek an die Schiffbeker Front.123 Dort hielten in den Schützengräben die Schiffbeker Arbeiter mit schußbereiten Gewehren Wache. „In der Nacht“, so schilderte einer dieser Arbeiter das Eintreffen der Bergedorfer, „lag ich mit einigen Genossen im vordersten Graben. Vor uns die Hauptstraße zur Stadt. Halbrechts eine kleine Straße. Rechts im Winkel unsere Frontstraße. Wir hatten also hinter uns nur die Fortsetzung der Hauptstraße und rechts und links Häuser. Am Tage ein guter strategischer Punkt, aber für die Nacht störte uns eine Straßenlaterne, die etwa 9 bis 10 Meter vor unserem Graben stand, so daß wir ins Dunkle sahen, aber unser Graben erhellt war. Das mußte behoben werden. Ich kletterte aus dem Graben. Meine Genossen lagen mit schußbereitem Gewehr im Anschlag. Ich kletterte die Laterne hoch, um mit einem Bogen Packpapier unsere Hälfte der Lampe abzudecken. So war unser Graben abgedunkelt. Nach meiner Ablösung lag ich mit einem alten Genossen, der schon einige Jahre Klassenkampf hinter sich hatte, auf Posten. Der Genosse erzählte aus seinem Leben und war glücklich, trotz seines Alters die Knarre für die Sache der Arbeiterschaft in die Hand nehmen zu können … Plötzlich hörten wir ganz in der Ferne die Internationale singen. Der Gesang kam näher.“124 Der junge Arbeiter bat den alten, nachsehen zu dürfen, wer da heranmarschiere. Bald kehrte er mit der Nachricht zurück, daß etwa 80 Bergedorfer als Verstärkung heranrückten. Doch er brachte auch schlechte Nachricht: In keinem anderen Gebiet Deutschlands sei der Aufstand losgebrochen. Man hoffe aber, daß es im Ruhrgebiet und in Sachsen auf Grund des Hamburger Beispiels doch noch zum bewaffneten Aufstand kommen werde.125

War eine solche Hoffnung berechtigt? Ein kurzer Blick auf die Ereignisse, die sich am 23. Oktober in anderen deutschen Städten abspielten, zeigt, daß sowohl die spontanen Hungerunruhen wie auch die revolutionäre Bewegung neuen Höhepunkten zustrebten. In den norddeutschen Städten kam es zu einigen Massenaktionen, die offensichtlich mit dem Hamburger Aufstand in Zusammenhang standen. Unter dem Druck der Massen und geführt von den Kommunisten, beschloß der Harburger Aktionsausschuß entgegen den widerstrebenden VSPD-Vertretern den Generalstreik. Als die Harburger Werktätigen erfuhren, daß die VSPD-Führer gegen diesen Beschluß aufgetreten waren, versammelten sie sich vor dem Gebäude des „Harburger Volksblattes“, holten den sozialdemokratischen Parteisekretär heraus und verprügelten ihn.126

Die Arbeiter der Vulkanwerft in Vegesack bei Bremen traten am Vormittag in den Streik. Sie bildeten proletarische Hundertschaften, die die Direktoren verhafteten und die Telefonzentrale besetzten; Mitglieder der Hundertschaften bewachten die Eingänge der Werft und die Verwaltungsgebäude.127 In dem Bremen benachbarten Farge entwaffneten Bauarbeiter bürgerliche Elemente, beschlagnahmten bei Bauern Getreide und setzten schließlich in Booten über die Weser, um auf oldenburgischem Gebiet die Aktion zur Waffenbeschaffung fortzusetzen. Aber dort gerieten sie in ein Feuergefecht mit Angehörigen der Schwarzen Reichswehr, aus dem sie sich schließlich zurückziehen mußten; ein Arbeiter wurde auf dem Rückzug getötet.128

In Lägerdorf bei ltzehoe, wo die Werktätigen am Vormittag aus den Betrieben auf die Straße gingen, nahmen die Arbeiter ebenfalls den bewaffneten Kampf gegen Landjäger und Reichswehreinheiten auf.129

In Kiel begannen Werftarbeiter zu streiken,130 in Stettin ebenfalls; auf der Vulkanwerft besetzten sie sogar die Verwaltungsgebäude und gingen zu Angriffen auf die Schutzpolizei über.131

Werktätige des braunschweigischen Kohlenreviers stürmten Bäckereien und Lebensmittelgeschäfte; in Braunschweig kam es zu bewaffneten Massenansammlungen, wobei die Polizei etwa 250 Personen verhaftete.132

Die Ruhrarbeiter, auf deren Aktion man besondere Hoffnungen setzte, kämpften tatsächlich am 23. Oktober in Essen mit der Waffe in der Hand gegen ihre Ausbeuter. In anderen Orten. demonstrierten sie erneut gegen die Aushungerung.133 Auf linksrheinischem Gebiet, in München-Gladbach, stürzten Arbeiter die Herrschaft der Separatisten.134

Auch in Südwestdeutschland regte es sich wieder. In Lahr entwickelten sich Unruhen, deren Ausmaß auf ein geplantes großes Unternehmen hindeutete.135

Eine ebenso offensichtlich planmäßig vorbereitete Massendemonstration fand in Erfurt statt; Arbeiter, mit Steinen bewaffnet, nahmen den Kampf gegen die schießende Polizei auf.136

Was sich am 23. Oktober in Sachsen abspielte, war zwar enttäuschend, aber nicht hoffnungslos. Ein großer Teil der sächsischen Werktätigen war bereit, am Kampf gegen die Reichswehr teilzunehmen, nur wartete er noch ab, weil entsprechende Befehle der Organisationen ausblieben. Jedoch in Pirna, Chemnitz, Annaberg und einigen anderen Orten versuchten Arbeiter, spontan den Kampf gegen den brutalen Gewaltakt der Reichswehr aufzunehmen.137

Und in Berlin schließlich setzte das hungernde Volk seine Aktionen zur gewaltsamen Lebensmittelbeschaffung fort.138

So bewies das deutsche Volk am 23. Oktober 1923 in allen wichtigen Zentren des Landes große Aktivität und revolutionäre Energie. Am kommenden Tage mußte es sich entscheiden, ob sich unter dem Eindruck des Hamburger Aufstandes und der vielen Massenaktionen der revolutionäre Kern in der Zentrale der KPD doch noch gegenüber der führenden Brandler-Gruppe durchsetzen und einen Beschluß über den sofortigen Beginn des allgemeinen bewaffneten Aufstandes erzwingen würde. Die Avantgarde der deutschen Arbeiterklasse, bereit, genauso zu kämpfen wie die Hamburger Wachenstürmer, wartete voller Ingrimm und Hoffnung auf das Signal zum bewaffneten Losschlagen.


1Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 39.

2Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers H. K., der den Stoßtrupp führte. In der Denkschrift, S. 27 (siehe IML, Archiv, Nr. 12/42), heißt es im Gegensatz zu diesem Bericht, daß die Wache beim Sturm beschossen worden sei. Wir folgen hier dem Bericht des Aufstandsteilnehmers, weil es mehr als wahrscheinlich ist, daß die Beamten der Wache übertriebene Aussagen gemacht haben, um ihre kampflose Kapitulation zu beschönigen.

3Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers H. K. Siehe auch IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 27.

4Siehe ebenda und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 181 vom 16. April 1924.

5Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 42.

6Siehe „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 249 vom 23. Oktober 1928 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 27. Siehe ferner Niederschrift des Aufstandsteilnehmers J. F., der im Kampf um diese Wache verwundet wurde.

7Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 26 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 504 vom 28. Oktober 1923.

8Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 26. Einem Bericht der „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 249 vom 23. Oktober 1928 zufolge soll es den Arbeitern doch gelungen sein, für kurze Zeit in die Wache einzudringen.

9Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 26.

10Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 40.

11Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 29.

12Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 243. Diese Tatsache zeigt, daß zwischen einigen Wandsbeker Kampfgruppen und der Leitung des OD-Oberdistrikts B keine Verbindung bestanden hat und daß der Beicht des Barmbecker Oberdistriktleiters über den Wachensturm in Wandsbek unvollständig ist.

13Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers J. R., der diesen Stoßtrupp führte. Siehe auch IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S . 30 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 575 vom 10. Dezember 1923.

14Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 31 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 124 vom 12. März 1924.

15Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 516 vom 4. November 1923 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 30/31. Außerdem nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers A. B., der diesen Stoßtrupp führte.

16Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 187 vom 4. April 1924 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 31. Für die Vermutung der Polizei, der Horchposten habe mit den Kommunisten gemeinsame Sache gemacht, ließ sich in einem später eingeleiteten Dienstverfahren keine Bestätigung erbringen (siehe ebenda).

17Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers F. D.

18Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 29/30.

19Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 495 vom 23. Oktober 1923.

20Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 32 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 533 vom 14., Nr. 540 vom 18. November 1923, Nr. 590 vom 19. Dezember 1923, Nr. 229 vom 17. Mai 1924.

21Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 32/33. Siehe auch „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 249 vom 23. Oktober 1928 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

22Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 33.

23Siehe ebenda, S. 36/37 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 223 vom 14. Mai 1924.

24Siehe „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 246 vom 23. Oktober 1929 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 24/25. Ferner nach dem mündlichen Bericht des Aufstandsteilnehmers H. H., der am Sturm auf diese Wache teilnahm.

25Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 25/26.

26Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 505 vom 29. Oktober 1923 und Nr. 594 vom 21. Dezember 1923. Ferner nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers A. G., der am Sturm auf die Wache am Born in Altona teilnahm.

27Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers J. v B.

28Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 40 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 186.

29Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 495 vom 23. Oktober 1923. Ferner nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers W. W.

30Siehe „Die Kommunistische Internationale“, Fünfter Jahrgang, Nr. 31-32, S. 162 und „Hamburger Echo“ Nr. 293 vom 23. Oktober 1923.

31Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 41.

32Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 53.

33Siehe ebenda und „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 43.

34Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers A. Sch. Siehe auch die Erinnerungen Arthur Rosendahls, der während des Aufstandes Begleiter Ernst Thälmanns war; Manuskript im Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin.

35Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 358/29 und A. Neuberg, „Der bewaffnete Aufstand“, S. 87/88. Ferner nach mündlicher Auskunft von A. Sch.

36Karl Marx, Briefe an Kugelmann, Dietz Verlag, Berlin 1952, S. 125.

37W. I. Lenin, „Vorwort zur. russischen Ausgabe von 1907“; ebenda, S. 15/16.

38Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers W. v. d. R.

39Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers A. Sch.

40Nach mündlicher Auskunft desselben.

41Siehe „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 187 vom 24. Oktober 1924. Siehe auch Willi Bredel, „Ernst Thälmann“, Dietz Verlag, Berlin 1952, S. 71.

42Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 48.

43Siehe ebenda.

44Siehe ebenda, Bl. 47 und „Die Kommunistische Internationale“, Fünfter Jahrgang, Nr. 31-32, S. 163.

45Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 46.

46Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 46.

47Siehe „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 248 vom 23. Oktober 1926.

48Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 48.

49Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 46/47.

50Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 564 vom 4. Dezember 1923.

51Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 46/47.

52Ebenda, Bl. 49.

53Ebenda, Bl. 50.

54Siehe ebenda, Bl. 47, 50 und „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 246 vom 23. Oktober 1929. Ferner nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers W. W.

55Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 50.

56Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers H. G.

57Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 50.

58Siehe „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 186 vom 23. Oktober 1924 und nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers H. N., der den Agitationseinsatz der Jungkommunisten leitete.

59IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 108. Siehe auch „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

60Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

61Siehe ebenda.

62Siehe „Hamburger Echo“ Nr. 293 vom 23. Oktober 1923.

63Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 49.

64Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 42.

65Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 54.

66Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 43.

67Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 51, 56, 61.

68Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 48 und Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 53.

69DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 51.

70Siehe ebenda.

71Willi Bredel, „Ernst Thälmann“, S. 72. Was Bredel jedoch über die Benutzung der städtischen Kanalisation schreibt, ist offenbar die Verallgemeinerung eines Einzelfalles. Nach den bisher vorliegenden Quellen vollzog sich der rasche Stellungswechsel in der Regel oberhalb der Erdoberfläche.

72Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 52.

73Siehe ebenda.

74Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 66.

75Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 52.

76Siehe ebenda.

77Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 107.

78Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 64.

79Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 44.

80Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 52.

81Siehe ebenda, Bl. 51/52. Hartenstein gab die Stärke der Polizeiverbände, die am 23. Oktober 1923 in Süd-Barmbeck eingesetzt waren, mit 7 Offizieren und 245 Mann an (siehe ebenda, Bl. 60). Er unterschlug zum Beispiel die Teile der 4. Wachbereitschaft (Landschutz), die bei Dehnhaide gekämpft hatten, und er rechnete die Besatzungen der Panzerkraftwagen und die Beamten des sogenannten Aufsichtsdienstes nicht mit, die er in vielen Fällen ebenfalls im bewaffneten Kampf eingesetzt hatte (siehe ebenda, Bl. 52, 60 und Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 51). Daraus folgt, daß am 23. Oktober 1923 in Süd-Barmbeck mehr als 300 bewaffnete Polizisten eingesetzt waren. Die zahlenmäßig sehr schwache Kämpferschar besaß nach dem Wachensturm, höchstens 80 Gewehre (siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 41).

82Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 47.

83Zitiert bei Walter Ulbricht, „Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, Bd. I, S. 144.

84Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 179.

85„Hamburger Volkszeitung“ Nr. 248 vom 23. Oktober 1926.

86Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 63.

87Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 44.

88Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 67.

89Siehe DZA, Potsdam , RdI, Nr. 13695, Bl. 52 und IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 186/187.

90Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift S. 28.

91„Hamburgischer Correspondent“ Nr. 524 vom 9. November 1923 und „Hamburger Volkszeitung“ Nr. 248 vom 23. Oktober 1926.

92Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

93Siehe „Hamburger Echo“ Nr. 293 vorn 23. Oktober 1923.

94Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Bl. 108.

95Siehe ebenda.

96Siehe „Hamburger Echo“ Nr. 293 vorn 23. Oktober 1923.

97„Hamburgischer Correspondent“ Nr. 495 vom 24. Oktober 1923.

98Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 519 vom 6. November 1923, Nr. 579 vom 12. und Nr. 606 vom 30. Dezember 1923.

99Friedrich Engels, „Der deutsche Bauernkrieg“, Dietz Verlag, Berlin 1955, S. l3.

100Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers H. K.

101Nach einer Niederschrift des Aufstandsteilnehmers O. Gr. für den Verfasser.

102Siehe IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 33.

103Nach der Niederschrift des Aufstandsteilnehmers O. Gr.

104Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers A. S., der politischer Leiter in der Schiffbeker Kampfleitung war.

105IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 33/34.

106Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers A. S.

107Nach der Niederschrift des Aufstandsteilnehmers O. Gr.

108Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 47.

109Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers A. S.

110Niederschrift des Aufstandsteilnehmers O. Gr.

111Ebenda.

112DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 47.

113Siehe Hartenstein, „Der Kampfeinsatz der Schutzpolizei bei inneren Unruhen“, S. 70.

114Nach Auskünften der Aufstandsteilnehmer J. v. B. und A. Sch.

115Das bestätigen sowohl A. Sch. als auch J. v. B., der heute Mitglied der SPD ist.

116Nach mündlicher Auskunft des Aufstandsteilnehmers J. v. B.

117Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 45 und nach Auskunft des Aufstandsteilnehmers J. v. B.

118DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 52.

119Siehe „Oktober“, 1926, Nr. 2, S. 45.

120Siehe DZA, Potsdam, RdI, Nr. 13695, Bl. 52.

121Nach mündlichem Bericht des Aufstandsteilnehmers H. K.

122IML, Archiv, Nr. 12/42, Denkschrift, S. 28.

123Siehe ebenda, S. 34.

124Niederschrift des Aufstandsteilnehmers O. Gr.

125Siehe ebenda.

126Siehe „Hamburger Echo“ Nr. 294 vom 24. Oktober 1923.

127Siehe „Die Zeit“ Nr. 246 vom 24. Oktober 1923 und „Bremer Volkszeitung“ Nr. 249 vom 24. Oktober 1923.

128Siehe „Bremer Volkszeitung“ Nr. 249 vom 24. Oktober 1923.

129Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 500 vom 26. Oktober 1923.

130Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 499 vom 25. Oktober 1923.

131Siehe „Die Zeit“ Nr. 246 vom 24. Oktober 1923 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

132Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. und Nr. 499 vom 25. Oktober 1923.

133Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 498 vom 25. Oktober 1923 und Paul Wentzcke, „Ruhrkampf“, 2. Bd., S. 203.

134Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496 vom 24. Oktober 1923.

135Siehe „Die Kämpfe in Südwestdeutschland 1919-1923“, S. 120.

136Siehe „Die Zeit“ Nr. 246 vom 24. Oktober 1923.

137Siehe „Bremer Volkszeitung“ Nr. 249 vom 24., Nr. 250 vom 25. Oktober 1923 und „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 497 vom 24. Oktober 1923.

138Siehe „Hamburgischer Correspondent“ Nr. 496/a vom 24. Oktober 1923.